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Die Kunst der klugen Kopie?

Der Ökonom und Autor Nassim Taleb („Antifragilität“, „Der Schwarze Schwan“) wirft dem Schweizer Bestseller-Autor Rolf Dobelli (Foto) vor, bei ihm abgeschrieben zu haben. Via Twitter, Facebook und über seine Internetseite nennt er Belege für die Anschuldigung. 

Foto: Rolfdobelli, CC BY-SA 3.0

Dobelli stand mit seinem 2012 bei Hanser erschienenen Werk „Die Kunst des klaren Denkens“ wochenlang auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste Hardcover Sachbuch, auch der Nachfolger „Die Kunst des klugen Handelns“ erreichte den Spitzenplatz. 
Erst durch die Übersetzung von Dobellis Werk „Die Kunst des klaren Denkens“ ins Englische „The Art of Thinking Clearly(Hodder & Stoughton, März 2013) wurde der Ökonom und langjährige Freund von Dobelli misstrauisch. Taleb, der kein Deutsch versteht, entdeckte in den gesammelten Kolumnen zahlreiche Ausschnitte aus seinen Büchern – ohne Quellenangabe. Er habe den Schweizer Autor bereits vor einem Monat mit den Vorwürfen konfrontiert, berichtet er, wolle nun aber die Öffentlichkeit über den Fall entscheiden lassen.
Dobelli hat auf Facebook und auf seiner Internetseite dazu Stellung bezogen und um mehr Zeit zur Aufarbeitung gebeten. Einige Vorwürfe seien sicher falsch, andere richtig. „Für die Fehler übernehme ich die volle Verantwortung. Ich werde alles daran setzten, dass die Korrekturen in allen Büchern so schnell wie möglich Eingang finden. Einen Log der vorher/nachher-Korrekturen werde ich in den kommenden Wochen veröffentlichen.“ Zudem verweist der Autor darauf, dass einige der Zitate bereits seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten kursierten und von anderen Philosophen oder Ökonomen stammten. 
Auch der Hanser Verlag erklärte auf Nachfrage von buchreport.de, dass man die Angelegenheit derzeit prüfe. 

Kommentare

2 Kommentare zu "Die Kunst der klugen Kopie?"

  1. Ich konnte es zunächst auch kaum glauben und habe mit Schrecken festgestellt: Rolf Dobelli hat seitenweise abgeschrieben, nicht nur die Ideen, sondern bis hin zu einzelne Anektdoten, wie z.B. ein Nachtessen von Nassim Taleb in New York. Und mitnichten nur von Taleb, sondern auch von anderen Autoren, wie den Professoren Chabris, Kathryn Schulz und Daniel Kahnemann. So etwas Dreistes habe ich noch nie erlebt.

  2. Sehr unglaubwürdige Vorwürfe. Die Details sind ja öffentlich zugänglich. Taleb hat den Inhalt von Dobellis Buch selbstverständlich vor Erscheinen in englischer Sprache gekannt. Bestätigt der englische Verlag. Könnte es sein, dass Taleb unzufrieden ist, weil sein neues Buch nicht so gut läuft wie das von Dobelli? Vielleicht hätte Dobelli ihm beim Manuskript schreiben helfen sollen. Den Erfolg des „Black Swan“, so sagt Taleb zumindest öffentlich auf YouTube, habe er nämlich Dobelli zu verdanken. Armer fragiler Taleb.

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