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Die Leser sollen meine Recherchen nachprüfen können

Wenn Belletristik-Verlage ihre (digitalen) Romane mit zusätzlichem Material anreichern, ist ein dafür aufgeschlossener Autor meist unabdingbar. Für Hoffmann und Campe hat Gerd Schilddorfer sein Buch „Falsch“ (hier mehr zum Inhalt) u.a. mit einer Bildergalerie und Hintergrundtexten erweitert, außerdem will der Autor in den Dialog mit dem Leser treten. Im Interview erklärt der gebürtige Wiener warum. 
HoCa hat Ihren Thriller „Falsch“ auch als angereichertes E-Book herausgebracht. Worin liegt der Mehrwert?
Meine Romane zeichnen sich dadurch aus, dass alles sehr genau recherchiert ist. Wenn ich schreibe, dass ein Haus grün ist – dann ist es auch grün. Und genau das können meine Leser im enhanced E-Book nachprüfen. Jede der über 120 Kapitelüberschriften im Buch benennt einen konkreten Ort. Klickt man im E-Book die jeweilige Überschrift an, erhält man dazugehöriges Bild- und Kartenmaterial, über eine Verlinkung zu Google Maps kann man sich auf Wunsch noch näher hineinzoomen. Durch die historischen Fotos kommt die Komponente der zeitlichen Tiefe noch viel besser zur Geltung. Nicht alle Leser haben ein Bild vor Augen, wenn man vom St.Petersburg zu Zeiten der Revolution spricht. Daneben gibt es im E-Book noch eine Bildergalerie und ein Social-Reading-Instrument, ich erkläre die realen Hintergründe des Romans und berichte in einem Video von mir und meiner Arbeitsweise.
Im englischsprachigen Raum experimentieren auch Bestseller-Autoren mit Social Reading. Hierzulande sind solche Experimente selten. Was erhoffen Sie sich durch die Vernetzung mit dem Leser?
Es wird darauf ankommen, wie die Leser mit dieser Möglichkeit umgehen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass einige Autoren damit auch überfordert sind. Man sollte nie vergessen, dass Autoren nicht nur auf Leseranfragen reagieren können. Nebenbei schreiben sie auch noch an einem neuen Buch, recherchieren die nächste Geschichte und haben auch noch ein Privatleben. Ich kann mir also ein gezieltes und unter Umständen gefiltertes oder zeitlich beschränktes Kommunikations-Angebot vorstellen. Weil das sonst – etwa bei drei oder vier Büchern am Markt – eine tagesfüllende Beschäftigung wird und ins Uferlose geht. 
Wird sich das Schreiben oder Geschichtenerzählen in Zukunft durch die neuen Darstellungsformen verändern?
Es wird mehr Leser erreichen, weil man die Nutzer der neuen elektronischen Medien mit einschließt. Das Geschichtenerzählen hat sich seit Tausenden von Jahren nicht verändert. Aber die Medien, die die Geschichten transportieren, haben sich sehr wohl gewandelt. Was zuerst nur mündlich erzählt wurde, wurde später aufgeschrieben und dann bebildert, verfilmt und nun in elektronische Form gebracht. Aber es sind immer dieselben Geschichten.

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