Die großen Verlagskonglomerate haben dem US-Buchmarkt 2009 erwartungsgemäß ihren Stempel fast nach Belieben aufgedrückt. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Top 10 haben im vergangenen Jahr 93,8% aller verfügbaren Hardcover- und 92,2% aller Taschenbuchplätze auf der Jahresbestsellerliste des „Publishers Weekly“ für sich verbucht.
Doch selbst in der Spitzengruppe ist das Gefälle riesengroß, denn eigentlich spielen Hyperion, Macmillan, Harlequin, Kensington und Workman/Algonquin, die in dieser Reihenfolge die Plätze 6 bis 10 im PW-Ranking belegen, ebenfalls nur eine Statistenrolle: Ihr addierter Marktanteil liegt bei 9,8% im Hardcover und 9,6% im Taschenbuch.
Den Ton geben fünf Konglomerate an. Random House, Simon & Schuster, Penguin USA, HarperCollins und die Hachette Book Group diktieren mittlerweile fast nach Belieben, wo es jenseits des Atlantiks mit Büchern hingeht. Dieses Quintett hat im vergangenen Jahr 84% des gebundenen Bestseller-Marktes kontrolliert und auch im Taschenbuch mit 72,6% dominiert.
Toptitel werden immer kurzlebiger
Insgesamt haben es im Vorjahr 606 (2008: 563) Bücher erstmals auf die Hardcover- und Taschenbuch/Paperbacklisten des „Publishers Weekly“ geschafft. Viel Zeit zum bewussten Wahrnehmen dieser Titel hatte der Leser nicht, denn für die Hälfte aller gebundenen Titel und 46,5% aller Mass-Market-Taschenbücher war es mit der Bestseller-Herrlichkeit nach maximal zwei Wochen schon wieder vorbei.
Das gilt insbesondere für die Unterhaltungsliteratur. Lediglich zehn gebundene Romane schafften eine Verweildauer von über zehn Wochen, angeführt von „The Host“, Stephenie Meyers Ausritt in die Science-Fiction-Literatur (30), und dem Überraschungsbestseller von 2009, Kathryn Stocketts Erstling „The Help“ (28). „The Lost Symbol“ von Dan Brown war zwar der meistverkaufte Roman des Jahres, ist jedoch erst im September erschienen und spielt deshalb mit 13 Wochen in diesem Longseller-Ranking keine Rolle.
Ein ganz besonders erfolgreiches Jahr war 2009 für Charlaine Harris, die im Taschenbuch das Maß aller Dinge war. Acht Romane aus ihrer Vampirreihe „Sookie Stackhouse“ (die in deutscher Übersetzung bei dtv erscheint) schafften den Sprung auf die wöchentlichen Listen, davon waren fünf jeweils zweistellig dabei. Insgesamt gehen 101 Taschenbuch-Bestsellerplätze auf ihr Konto; das ist ein Anteil von 13,3%.
Random House spielt gemischte Bestseller-Karten
Unumstrittener Marktführer bei den gebundenen Büchern war einmal mehr Random House, der genau 100 Bestseller produziert hat; das entspricht einem Anteil von 25,4%. Im Taschenbuch dagegen musste die Bertelsmann-Tochter mit 55 Toptiteln (21%) zum zweiten Mal Penguin USA mit 73 Bestsellern (22%) den Vortritt lassen.
Auch das Prestigeduell der Verlagsmarken ging an Penguin. Im dritten Jahr hintereinander gelang es Random House nicht, mit einem seiner Imprints die Penguin-Tochter Putnam vom ersten Rang der Hardcover-Verlage zu stoßen. Mit 33 Bestsellern hat Putnam noch einen Titel auf das Vorjahresergebnis draufpacken können, während es für Doubleday als bestes Random House-Imprint mit 18 Bestsellern nur zum vierten Platz reichte; dazwischen schoben sich Little, Brown (Hachette, 20) und Morrow (HarperCollins, 19).
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