Trotz der neuen Konditionen (hier nachzulesen) sorgt die Leipziger Messebuchhandlung auch in diesem Jahr für Entrüstung bei unabhängigen Verlagen. Der Vorwurf: Kleinverlage würden der Möglichkeit beraubt, in direkten Kundenkontakt zu treten und ihren Stand zu refinanzieren. Die Verlage fordern deshalb, den Direktverkauf im nächsten Jahr zu erlauben.
Die Kritik im Einzelnen:
- Unabhängige Verlage seien auf die Einnahmen angewiesen, um den Stand und weitere Nebenkosten zu refinanzieren.
- Die Messebuchhandlung diktiere die Konditionen, statt sie direkt mit den Verlagen auszuhandeln.
- Gerade kleinere Verlage lebten von der direkten Beziehung zum Kunden. Trotz ausführlicher Beratung durch die Verlage kassierten Aushilfen, die das Programm der Verlage nicht kennen.
- Der Kunde habe weder Verständnis dafür, die Bücher nur in einer weit entfernten Messebuchhandlung erwerben zu dürfen, noch auf einen Kassierer warten zu müssen.
Bereits im September 2011 hatte Transit-Verleger Rainer Nitsche bemängelt, dass die überarbeiteten Konditionen der Messebuchhandlung weiterhin „unmöglich“ seien. Stefan Weidle (Weidle Verlag) hatte die neu eingeführte mobile Servicekasse zwar grundsätzlich befürwortet, die Servicegebühr aber als weiterhin „unverschämt“ kritisiert: „Die Verlage sind für die gesamte Warenlogistik zuständig und die Messebuchhandlung kassiert nur ab.“
„Wir fordern ab der Buchmesse Leipzig 2013 eine freie Verkaufsmöglichkeit für alle Verlage“, erklärt Matthias Heubach, Verleger von Blue Panther Books gegenüber buchreport.de. Es könne nicht sein, dass die Verlage sowohl den Messestand bezahlen als auch die Messebuchhandlung finanzieren. „Jede Würstchenbude hat es da auf sämtlichen Jahrmärkten dieser Welt einfacher, als BUCH-Verlage auf einer BUCH-Messe“, so Heubach.
Die Grundsatzentscheidung, dass auf der Leipziger Buchmesse keine Bücher direkt verkauft werden dürften, liege bei der Messe, betont Messebuchhändlerin Heike Grümmer auf Nachfrage. Ihr gegenüber hätten sich die Verlage bisher nur positiv geäußert. Auch jene, die anfangs skeptisch waren, seien inzwischen überzeugt vom Modell der Messebuchhandlung.
„Wir sind quer durch Deutschland gereist, haben mit zahlreichen Kleinverlagen gesprochen und die Konditionen daraufhin deutlich verbessert“; so Grümmer. Zudem habe sie auf Wunsch der Verlage massiv in neue Technik investiert.
Die Diskussion um den Direktverkauf ist nicht neu, gewinnt in diesem Jahr aber an Gewicht, weil die Messe deutlich mehr kleinere Verlage als Aussteller gewinnen konnte, für die der Kundenkontakt und die Refinanzierung der Standgebühren besonders bedeutend sind.
Weitere Stimmen zum Thema und ein Statement der Leipziger Buchmesse finden Sie im kommenden buchreport.express 12/2012 (erscheint am Donnerstag, 22.3.).
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