„Woher nehmen sie bei Osiander die Zuversicht, dass ihnen die Ausdehnung nicht zur Falle wird? Dass sie die sympathische Ausstrahlung des Familienunternehmens nicht aufs Spiel setzen, die Verankerung im Schwäbischen, den Spirit der Marke?“ Auf sechs Seiten wundert sich „Brand eins“ in seiner Juli-Ausgabe über die Geschichte des südwestdeutschen Regionalfilialisten. Tenor: „Damit der Buchhändler Osiander bleiben kann, was er ist, erneuert er sich seit 400 Jahren.“ Als Schlüsselwörter werden Mut, Vertrauen und Neugier angeboten.
Das Wirtschaftsmagazin, auf Hintergründe und Zusammenhänge aus, tut sich allerdings mit der Analyse schwer und liefert statt dessen ein ungetrübtes Porträt der netten Riethmüllers und ihrer Läden, in denen auch Nonbooks wie Fußmatten und Pfahlwurzeljäter nur neckisch als „Sättigungsbeilagen“ daher kommen. Die Familie Riethmüller hat ganz offenbar nicht mit Anekdotischem gespart; auch charakteristische Osiander-Stärken wie die konsequente Serviceorientierung („Der Kunde hat immer recht“), die taggleich ausliefernden Schülerkuriere und die Mitarbeiterschulung sind mit schwäbischem Understatement eingeflochten. Autor Peter Bier findet schließlich auch für die Expansionsstrategie ein interessantes Bild: „Sie probierten es aus, wie man von einer unbekannten heißen scharfen Suppe kostet, löffelchenweise, mit Pausen dazwischen.“
Dass die Lage im Buchhandel ernst ist, schimmert mit Verweisen auf Thalia sowie auf ein Interview mit Christian Riethmüller durch, das buchreport-Autorin Maria Ebert im Frühjahr geführt und in dem Riethmüller ein kritisches Szenario aus sinkenden Umsätzen und steigenden Kosten entwickelt hatte (buchreport.magazin 3/2013).
Osiander als Regionalfilialist zu betiteln ist ja fast niedlich. Der
Filialist ist längst über seine regionalen Grenzen hinaus aktiv.. Und ob da alles “nett“ ist muß jeder selbst wissen. (z.B. Überlingen)