Das Megaprojekt der MVB hat mit der Empfehlung des Branchenparlaments die nächste Hürde genommen. Wie es jetzt weitergeht und woran es noch hapert, hat MVB-Geschäftsführer Ronald Schild in Berlin erläutert. buchreport.de stellt die wichtigsten Eckpunkte vor.
Wie kann eine höhere Qualität sichergestellt werden?
Ein zentrales Problem ist die schlechte Datenqualität im VLB. Diese soll im Zuge der Weiterentwicklung zur Metadatenbank VLB+ deutlich verbessert werden – und zwar durch folgende Maßnahmen:
- Neues System (bis Januar 2015, s. Grafik unten): Die bisher bei einem belgischen Dienstleister angedockte Technik soll in die MVB-interne Entwicklungsabteilung umziehen. Dazu muss das VLB völlig neu entwickelt werden, entstehen soll eine moderne, benutzerfreundliche Datenbank. Verlage sollen interaktiver bei der Bearbeitung der Titeldaten unterstützt werden und eine aktuelle Statusübersicht einsehen können. Buchhändlern wird ein moderneres und schlankeres Recherche-Instrument versprochen.
- Prüfverfahren (bis Mitte 2015): Plausibilitäten und Prüfroutinen sollen dazu dienen, dass die Datenqualität automatisch sichergestellt wird. Während die Plausibilitäten schon bei der Eingabe bzw. Übernahme der Daten überprüfen, dienen die Prüfroutinen dazu, den Verlag auf Fehler in den Daten hinzuweisen.
- Größere Redaktion (bis Ende 2015): Das VLB-Team soll deutlich verstärkt werden und – je nach gelieferter Datenqualität – flexibel erweitert oder auch wieder verkleinert werden, um schnell auf Mängel und Lücken reagieren zu können. Verlage sollen auch die Möglichkeit erhalten, kostenpflichtige Dienstleistungen zur Datenpflege vom VLB zu buchen. So könne die Redaktion auf Wunsch die Pflege des Titelbestands übernehmen.
- Anreizsystem: Die Titelmeldegebühr für das VLB+ soll sich an der Datenqualität orientieren. Verlage, die vollständige Datensätze liefern, sollen weniger zahlen, als jene, die eine schlechte Qualität abliefern.
- Schnittstellen: Die Datenschnittstellen zu den Auslieferungen und Barsortimenten sollen optimiert werden.
Der von Ronald Schild vorgestellte Zeitplan zur Metadatenbank
Wer soll das bezahlen?
Das teure Großprojekt soll nicht zu Lasten der Verlage gehen, heißt es im FAQ zur Metadatenbank. Im Gegenteil: Es sei eine signifikante finanzielle Entlastung zu erwarten, so die Verlage gute Daten liefern. Wer seine Daten nicht vollständig bzw. aktuell hält, muss dagegen tiefer in die Tasche greifen. Noch steht das Gebührenmodell nicht im Detail, es wurden allerdings folgende Stellschrauben identifiziert:
- Anreizsystem: Wer unvollständige oder falsche Daten liefert, muss quasi zur „Strafe“ künftig höhere Titelgebühren zahlen, allerdings sollte die höhere Gebühr nicht „prohibitiv“ wirken, so Schild: Man wolle die Verlage ja nicht abschrecken. Für Verlage, die gute Daten liefern, soll die Grundgebühr für eine Titelmeldung im neuen VLB+ deutlich unter dem aktuellen Preis von 3,40 Euro liegen.
- Aktualität: Die Gebühren für Backlist-Titel sollen deutlich günstiger sein als neuere Werke.
- Integration der Technik: Von der Inhouse-Lösung verspricht sich die Börsenvereins-Wirtschaftstochter eine deutliche Kostenersparnis.
- Libreka-Entkoppelung: Die Titelmeldegebühren, die aktuell sowohl das VLB wie auch Libreka finanzieren, sollen künftig ausschließlich für das VLB verwendet werden. Libreka soll sich künftig selbst tragen.
Die zwei weiteren Teilprojekte der Metadatenbank werden separat finanziert: Die digitale Vorschau soll von den Verlagen getragen werden, die dafür laut MVB an den Printvorschauen sparen könnten. Die Bewertungsdatenbank soll von den Buchhändlern bzw. den Barsortimenten finanziert werden.
Welche Hürden müssen überwunden werden?
- Datenhoheit: Eine der größten Hürde für die Metadatenbank ist die Angst der Verlage, die Datenhoheit abgeben zu müssen. Laut Umfrage der MVB erklärt sich nur die Hälfte der Verlage bereit, auf ihre Datenhoheit zu verzichten. Der MVB schwebt vor, dass die Verlage eine einmalige, grundsätzliche Zustimmung geben, dass ihre Daten durch Anreicherung optimiert werden.
- Datenqualität: Die Qualität der Daten soll im Wesentlichen durch die oben aufgeführten Maßnahmen sichergestellt werden. Zentrales Qualitätskriterium ist aus Sicht des Handels der korrekte Lieferstatus der Titel. Laut MVB-Umfrage halten auch 95% der Verlage die Lieferbarkeit für unverzichtbar und wichtig; allerdings melden aktuell nur 57% der Verlage den Lieferbarkeitsstatus an das VLB. Die MVB führt deshalb Gespräche mit den Auslieferungen und Barsortimenten. Auch die Cover-Daten sind nur zu 67% vollständig.
- Kostenverteilung: Einige kleinere Verlage fürchten, sie mit den Kosten für die neue Metadatenbank überproportional belastet werden. Die MVB konnte nach eigenen Angaben kaum Unterschiede beim Meldeverfahren kleinerer und größerer Verlage feststellen, es deute nichts darauf hin, dass kleinere Verlage schlechter abschneiden.
Das Gesamtkonzept und die genaue Zeitplanung sollen im Juni auf den Buchtagen in Berlin präsentiert werden.
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