In Frankreich ist es im Sommer eher ruhig: Die meisten sind im Urlaub, die Büros sind leer. Ende August geht es dann aber wieder richtig los – auch im Literatursektor. Dann beginnt die „Rentrée littéraire“, eine alljährliche Novitätenflut, die die Franzosen nicht nur auf das Weihnachtsgeschäft, sondern auch auf die Literaturpreis-Saison einstimmen soll. Im Herbst werden nämlich mit dem Prix Goncourt und dem Prix Renaudot Frankreichs wichtigste Literaturpreise verliehen. Die Auszeichnungen sind dafür bekannt, ihre Gewinner über Nacht zu Bestsellern zu machen. Im vergangenen Jahr ging der Prix Goncourt an Brigitte Giraud für ihren Roman „Vivre vite“, der Prix Renaudot ging an Simon Liberati. Er wurde für „Performance“ ausgezeichnet.
Auch in diesem Jahr startet die „rentrée littéraire“ wieder voll durch, aktuell gibt es viel Bewegung auf den französischen Bestsellerlisten. Diese Bücher sind ganz oben mit dabei:
- Die Belletristik-Bestsellerliste wird, wie in eigentlich jedem Frühherbst, von Amélie Nothomb angeführt. In „Psychopompe“ (Albin Michel) erzählt die Franko-Belgierin von ihrer Leidenschaft für Vögel und dem Dialog mit den Toten – „Psychopompe“ lässt sich übrigens grob mit „Seelengeleiter“ übersetzen. Nothomb erscheint in deutscher Übersetzung bei Diogenes. Wann dort das neue Werk erscheint, ist noch nicht angekündigt.
- Der französische Schriftsteller und Journalist Sorj Chalandon legt mit „L’Enragé“ (Grasset; dt.: Der Verrückte) sein neuestes Werk vor, das sich aktuell Platz 2 im Bestseller-Ranking sichert. Für seine Werke hat Chalandon bereits zahlreiche Preise erhalten. Chalandon erscheint in deutscher Übersetzung bei dtv.
- Auch ein US-Amerikaner mischt sich unter die französische Novitätenflut: Michael Connelly legt mit „L’Étoile du désert“ (Calmann-Levy; dt.: Der Wüstenstern) einen neuen Krimi vor. Connellys Bücher kommen in Frankreich gut an: Seine Bücher landen nahezu jedes Jahr auf der französischen Bestsellerliste – aktuell auf Platz 3. In Deutschland erscheint Connelly beim Kampa Verlag.
Auch im Sachbuch passiert einiges:
- Mitte August hat Ex-Präsident Nicolas Sarkozy mit „Le temps des combats“ (Fayard; dt.: Die Zeit des Kämpfens) den zweiten Band seiner Memoiren vor. Band 1, „Le temps des tempêtes“, erschien im August 2020 und wurde ebenfalls zum Bestseller. Nachdem sich „Le temps des combats“ nun mehrere Wochen auf Platz 1 der Sachbuch-Bestsellerliste halten konnte, wurde er in dieser Woche auf Platz 2 gestoßen.
- Die neue Nummer 1 im französischen Sachbuch stammt von Panayotis Pascot: „La prochaine fois que tu mordras la poussière“ (Stock; dt.: Das nächste Mal beißt du ins Gras) ist autobiografisch. Der 25-Jährige Kolumnist und Schauspieler schreibt darin von der schwierigen Beziehung zum eigenen Vater, der Akzeptanz der eigenen Homosexualität und von seinen Depressionen.
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