In den USA (das Foto wurde auf der BookExpo in New York aufgenommen) flacht die Wachstumskurve auf dem E-Book-Markt deutlich ab. Was sich in den vergangenen Monaten vereinzelt in den Statistiken der US-Verlegervereinigung AAP abzeichnete und zuletzt von Bowker-Manager Kelly Gallagher im Interview mit buchreport.de hinterfragt wurde, scheint einem Muster zu folgen: Wie der Verlagsberater Mike Shatzkin in seinem Blog anhand der Quartalszahlen von Penguin und Simon & Schuster in seinem Blog analysiert, ist die Zahl der dreistelligen Umsatzzuwächse im E-Book-Bereich in den USA erst einmal vorbei. Im April lag das Plus der Verlage, die ihre Zahlen an die AAP melden, „nur“ noch bei 37%. Bei Simon & Schuster rechnet man mit einem Zuwachs von 30% bis zum Ende des Jahres. Dagegen lag der Zuwachs zwischen 2007 (Start des Kindle in den USA) und 2011 in der Regel im dreistelligen Bereich.
Gründe für die flachere Wachstumskurve
Auf der Suche nach den Gründen des Abflachens – mit dem einige Branchen-Analysten erst viel später gerechnet hatten – stochert die Branche noch im Nebel. Plausibel erscheint zumindest die Erklärung, dass der wachsende Tablet-Absatz, der zu Lasten der E-Reader geht (hier mehr), die Entwicklung ausbremst. Auf den Tablets sind Bücher nur ein Medium unter vielen anderen, was sich beim Absatz elektronischer Bücher niederschlägt. Dieser Trend dürfte in den kommenden Monaten, da einige Hardware-Anbieter ihre günstigen Tablets an den Start schieben, verschärfen.
Eine Abschwächung des (rein) digitalen Booms zeigt sich auch an anderer Stelle: Laut Bowker ist der Anteil der E-Book-Käufer, die nur digitale Lektüre kaufen, von 70% (August 2011) auf 60% (Mai 2012) gesunken (hier mehr).
Für Shatzkin ist die Verlangsamung zumindest aus Sicht des „alten Branchen-Establishments“ eine gute Nachricht. „Alles, was den Niedergang des stationären Geschäfts und den Siegenszug von Amazon ausbremst, verschafft den großen Verlagen und Buchhändlern mehr Zeit, um ihre Infrastruktur anzupassen und neue Geschäftsmodelle aufzubauen, die in der Zukunft effektiver ausfallen.“
Generation Y regiert den Buchmarkt
Der digitale Wandel vollzieht sich vor dem Hintergrund eines Generationswechsels, den die Statistiker von Bowker zuletzt mit Hilfe einer großen Verbraucher-Befragung untersucht haben – und der dem E-Book vielleicht doch wieder zu einem neuen Schub verhelfen könnte:
- Das meiste Geld für Bücher geben nicht mehr die „Baby-Boomer“ der Nachkriegsgeneration aus, sondern die Vertreter der „Generation Y“ (Jahrgänge 1979 bis 1989).
- Ihr Anteil an den Bücher-Ausgaben stieg 2011 auf 30%; die „Boomer“ hätten dagegen nur noch einen Marktanteil von 25%.
- Da die Generation Y 43% ihrer Ausgaben auf Online-Kanäle verteilt, könnte dies allerdings den E-Book-Boom weiterhin beflügeln – ob zwei- oder dreistellig.
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