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Die Rückkehr der Räuberbarone

Paul Krugman, © Commonwealth Club, flickr, CC BY 2.0

Die Debatte über die Marktmacht von Amazon wird immer schärfer geführt. Der einflussreiche Ökonom Paul Krugman hat in der „New York Times“ sogar die Zerschlagung des E-Commerce-Giganten gefordert

Krugman gehört zu den einflussreichsten Ökonomen weltweit. Der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University ist Sachbuchautor und Träger des Wirtschaftsnobelpreises 2008, in der „New York Times“ hat er eine wöchentliche Kolumne.
Der Online-Händler, so Krugman, besitze zu viel Marktmacht und missbrauche sie zum Schaden Amerikas, mit dieser Einschätzung beginnt Krugman seinen Kommentar, der in der Forderung kulminiert, dass Jeff Bezos‘ Firma zerschlagen werden solle wie vor 100 Jahren John Rockefellers Ölgigant Standard Oil – die Firma des „Räuberbarons“ Rockefeller war 1911 auf Geheiß eines US-Bundesgerichts nach den damaligen Antikartellgesetzen in 34 Einzelfirmen aufgeteilt worden.
Amazon agiere zwar (noch) nicht als Monopol, das seinen Kunden zu hohe Preise abverlange, wohl aber als Monopson, das mit seiner Einkaufsmacht die Preise gegenüber den Lieferanten drücke.
Krugman ist mit seinen radikalen Forderungen nicht alleine. In die gleiche Richtung zielt der Journalist Franklin Foer im Magazin „The New Republic“, für den Amazon „das leuchtende Beispiel eines neuen goldenen Zeitalters der Monopole“ ist, ebenso wie Google und Wal-Mart. Nach Foer müsse der Fokus vom alles  dominierenden Verbraucherschutz hin zum Kartellrecht und dem dem Schutz der Produzenten verlagert werden.
Konkret würde es laut Foer nicht reichen, Amazon die Macht zu nehmen, Preise festzusetzen oder mit dem eigenen Shop Lieferanten zu bestrafen bzw. auf Linie zu bringen. „Diese Ideen wirkenden wie tastende Schläge, statt einer kohärenten Lösung.“
Der US-Verlagsberater Mike Shatzkin greift die Krugman-Debatte ebenfalls auf und erklärt, dass das Problem tatsächlich inzwischen nicht mehr nur ein wirtschaftliches, sondern ein politisches sei. Wenn Hachette eine Buchpublikation ablehne, gebe es andere Verlage, die einspringen. Wenn Amazon ein Buch auslieste, führe dies dazu, dass die Hälfte der Buchkäufer dieses Buch beim Stöbern im Shop nicht sehen – dies sei „möglicherweise eine sehr gefährliche Sache.“

Kommentare

4 Kommentare zu "Die Rückkehr der Räuberbarone"

  1. Krugmann steht es jederzeit frei, die US-Kartellbehörde darauf anzusprechen. Die *wird* aktiv werden, wenn sie das geboten sieht. Er muss das nicht medial wirksam einfordern.

  2. Schön zu sehen, dass Amazon in den USA genauso unbeliebt ist wie hier in Europa. Ich dachte schon, die Amerikaner würden Amazon heiß und innig lieben – die scheinen mit dem „Monopolisten“ aber die gleichen Probleme zu haben wie die Europäer. Ich finde es gut, dass Amazon endlich ordentlich Gegenwind zu spüren bekommt, damit die Firma merkt, dass sie sich nicht alles erlauben und nach Belieben Verlage und Konsumenten mit Machtspielchen „knebeln“ kann. Jetzt hat Amazon noch Zeit, das zu korrigieren – allerdings wachsen auch schon die finanziellen Verluste. Wenn das Unternehmen nicht einrenkt, kann es sein, dass das der „Monopolist“ nur noch vor sich hindümpelt.
    Ich wünsche mir, dass hierzulande die stationären Buchhandlungen stärker darauf aufmerksam machen, dass sie sehr wohl Internetpräsenzen haben – und oftmals sehr gute. Doch verschweigen sie das ihren Kunden, so dass viele Kunden gar nicht wissen, dass sie die Bücher ihrer Buchhandlung „vor Ort“ auch bei ebendieser im Internet bestellen und dann am nächsten Tag im Laden abholen können. Das wissen viel zu wenige Käufer!!! Und darum klicken sie sich alle zu Amazon, anstatt sich zu ihrer stationären Buchhandlung zu klicken. Die deutschen Buchhändler kommunizieren ihre Internet-Präsenz nicht genug an die Kunden, dabei haben sie die durchaus! Und was dort geboten wird, ist völlig ausreichend und z.T. schneller lieferbar als über Amazon!!

    • Mir missbehagt das.
      1. Amazon ist nicht unbeliebt, sönst wäre es nicht so groß
      2. Verbotsorgien retten nichts, sondern untergraben die Freiheit
      3. Das Pendant zum Verbot ist regelnde Förderung
      4. Staatliche Regulierungen ersetzen niemals eigenes Engagement (auch wenn dies heute so scheint)
      5. Statt über Brachialeingriffe sollten diese Gurus lieber nachdenken, wie sie einen angemessenen steuerlichen Beitrag zum Gemeinwohl einfordern können. Weil sie nicht willens (und befähigt!) sind, eine Gleichbehandlung der Wirtschaftssubjekte zu garantieren, wollen sie das Schafott aufstellen.

      • @franz wanner
        Es ist kein Brachialeingriff, wenn ein sich asozial verhaltendes Unternehmen „an die Leine“ genommen wird. Marktwirtschaft bedeutet nicht, dass jeder tun kann was er will – das ist immer wieder ein großes Missverständnis. Demokratien dürfen nicht zu reinen Marktplätzen verkommen, dann gibt es bald nur noch die Diktatur der Großen – was man ja jetzt schon beobachten kann. Wirtschaft ist gemeinwohlverpflichtet, nicht sharholderwohl. Wenn Amazon sich nicht an Regeln halten kann, dann gehört es zerschlagen – Monopole sind der Tod jeder Marktgesellschasft, dass sollten man sich vor Augen halten.

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