Die Zusammenlegung der Buchhandelsaktivitäten von Thalia und Orell Füssli in der Schweiz (hier mehr) schlägt schon hohe Wellen an den Alpen. Der SBVV verweist auf den Strukturwandel, der kleinere Buchhandlungen begünstigen könnte, sorgt sich aber um die Verlage. Die Gewerkschaft fragt, ob es ähnliche Pläne auch für Deutschland gibt.
Dani Landolf, Geschäftsführer des Branchenverbands SBVV, erklärt auf der Webseite des Verbands, der Zusammenschluss sei eine Folge der Entwicklung der letzten Jahre und verweist auf die Verlagerung in den Onlinehandel, Digitalisierung und Internationalisierung des Handels. In der Schweiz werde dieser Strukturwandel noch verschärft durch die fehlende Preisbindung, also dem Preisdruck, und die spezielle Situation als Import- und Nicht-Euro-Land. „Was das für den Schweizer Buchhandel insgesamt zu bedeuten hat, wird sich noch zeigen, auch im Hinblick auf die Arbeitsplätze. Aber für die unabhängigen Buchhandlungen könnte es eine Chance sein, sich noch besser zu positionieren und die Stärken der Kleinen auszuspielen“, so Landolf. Für die Verlage werde es allenfalls schwieriger. Landolf fordert, dass die öffentliche Hand ihre Versprechungen aus dem Abstimmungskampf rund um die Preisbindung – die Vielfalt des Schweizer Buchhandels- und Verlagslandschaft mit neuen Maßnahmen zu stützen und zu schützen – umsetze.
Marianne Sax, Präsidentin des SBVV, steht dem Zusammenschluss „in gespannter Erwartung“ gegenüber. „Ich nehme an, die hauptsächlichen Veränderungen werden sich im Online- und Digitalbereich abspielen. Hier ist es positiv zu werten, dass in der Schweiz eine Marktmacht entsteht, die den großen internationalen Anbietern etwas entgegezusetzen hat.“
Danièle Lenzin, Co-Präsidentin der Gewerkschaft Syndicom, zeigt sich, wie auf der Webseite des SBVV zu lesen ist, überrascht. Sie frage sich, ob das nur ein Pilot für die Schweiz sei – oder ähnliche Pläne auch für Deutschland existierten (was Thalia gegenüber buchreport.de dementiert hat, der Schweizer Markt sei nicht mit dem deutschen zu vergleichen). „Vor allem aber bin ich besorgt darüber, was der Zusammenschluss für die ArbeitnehmerInnen bedeuten. Denn die Arbeitsbedingungen und die Löhne sowie die Unternehmenskulturen unterscheiden sich beträchtlich. Während Orell Füssli Mitglied des SBVV ist und die Sozialpartnerschaft pflegt, weigert sich Thalia seit Jahren den Gesamtarbeitsvertrag einzuhalten.“
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