Der Frankfurter Verleger Vittorio Klostermann ist ein Mitinitiator des „Heidelberger Appells“. Im buchreport-Interview erklärt er, warum er das darin kritisierte Google Book Settlement immer noch am liebsten abgeschafft sähe und was er vom Google Partnerprogramm erwartet.
Der Börsenverein arbeitet an Einwendungen zum „Google Book Settlement“. Welches sind die zentralen Punkte, die er angreifen muss?
Zunächst einmal widerspricht das Opt-out-Modell, das uns durch den Vergleich aufgenötigt werden soll, ganz klar unserem europäischen Verständnis des Urheberrechts. Hinzu kommt, dass es für einen einzelnen Autor oder Verlag in Europa praktisch unmöglich wäre, das Opt-out wirksam zu erklären, denn die Datenbank, in der das zu geschehen hat, ist äußerst fehlerhaft. Sie enthält viele Titel in alten Auflagen, mit unvollständigen Angaben und fehlerhaften Schreibweisen; bei 80 Mio Einträgen eine Stecknadelsuche im Heuhaufen.
Ist Ihr Ziel weiterhin, das „Google Book Settlement“ zu Fall zu bringen?
Das wäre für uns die erste Option, denn nur auf diese Weise wäre ausgeschlossen, dass Google sein Geschäftsmodell verwirklicht und die vermeintlich nicht lieferbaren Titel als Pakete an Bibliotheken lizenziert oder als E-Books oder PODs verkauft.
Wie beurteilen Sie die Initiative der VG Wort, die Interessen der deutschen Rechteinhaber en bloc gegenüber Google zu vertreten?
Wenn das „Google Settlement“ tatsächlich kommen sollte, ist die Initiative der VG Wort, für die deutschen Rechteinhaber ein kollektives Opt-out zu erklären, der einzige Rettungsanker, denn nur eine so große Organisation hätte das Gewicht, die schwierigen Opt-out-Fragen anzugehen.
Wendet sich Ihre Kritik an Google auch gegen das Partnerprogramm für die „Google Book Search“?
Der Klostermann Verlag ist selbst Partner in diesem Programm. Wir gestatten Google, einem Leser pro Monat bis zu 20% eines Buches anzuzeigen.
Bemerken Sie eine positive Auswirkung auf den Absatz Ihrer Bücher?
Wir wissen leider nicht, ob dadurch wirklich der Absatz von Backlisttiteln gesteigert wird. Bei manchen Büchern mag es so sein, dass die Leseproben sozusagen den Appetit der Nutzer anregen. In anderen Fällen könnte es für den Absatz aber sogar eher schädlich sein, weil das Informationsinteresse des Lesers durch den Ausschnitt schon befriedigt ist.
Aber Sie glauben, dass die positiven Effekte überwiegen?
Lassen Sie es mich so sagen: Als wir den Vertrag mit Google geschlossen haben, hofften wir das.
(Aus buchreport.express 30/2009)
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