Die unstillbare Lust auf das Ende der Welt

Das Science-Fiction-Genre kann mehr als nur Aliens und Weltraumballerei. Der drohende Weltuntergang ist wiederkehrendes Thema in der Science-Fiction. Klassiker wie Novitäten greifen das Ende der Welt in verschiedenen Facetten auf.

Dystopie. (Bild: 123rf.com/vicnt)

Woher dieses wohlige Gefühl rührt, mit dem sich Leserinnen und Leser in Lektüre stürzen, die das Ende der Welt beschreibt? Das müssten Psychologen beantworten. Vermutlich spricht der Gruselfaktor einer zerstörten Welt den animalischen Teil des Menschen an. Wenn pures Überleben zur einzigen Aufgabe wird, dann lassen sich auch Leserinnen und Leser immer wieder aufs Neue in diese Geschichten ziehen. Und ein Blick auf den Buchmarkt zeigt, wie vielschichtig Autorinnen und Autoren den Untergang zelebrieren.
Dabei kommt beispielsweise „Der Vorweiner“ (Ullstein) nicht unbedingt aus erwarteter Ecke.

Der deutsche Schriftsteller Bov Bjerg war bisher eher für seine ironischen Familiengeschichten bekannt, legt nun aber einen Roman über eine dystopische Gesellschaft vor, die nach einer Klimakatastrophe in verschiedene Gesellschaftsschichten zerfallen ist und Emotionen zumindest in der oberen Klasse verpönt und ausgerottet sind. „Es war kein Plan, dystopisch zu sein“, berichtete Bjerg dem „WDR“, ihm ist aber mit seinem neuen Buch ein sarkastisch-makabrer Blick auf eine gar nicht so ferne Gesellschaft gelungen.

Gerade dieser Blick auf einen Wandel der Menschen und ihrer Gemeinschaften wird in vielen Büchern adressiert, die damit Stimmungen und Strömungen aufnehmen und mit ihnen spielen. Derzeit aktuell: Klimaveränderungen und ihre Folgen.

• Bestsellerautor Marc Elsberg beispielsweise hat es mit „°C – Celsius“ (Blanvalet) auf eben dieses Klima abgesehen, beschreibt aber ein ganz anderes Szenario. In seinem Thriller geht es um einen Versuch Chinas, das Weltklima zu verändern und sich so eine umfassende Kontrolle zu sichern. Elsberg setzt damit seine Serie der ganz großen Angstthemen fort (2016 hatte er in „Helix“ das Thema Gentechnik verarbeitet).
• Noch konkreter greift Andreas Brandhorst das Klima auf. In seinem neuen Buch „Oxygen“ (Fischer Tor) geht es um eine Zukunft, in der die Klimakrise durch neue Technologien fast gelöst scheint. Doch dann entdecken Wissenschaftler, dass das Plankton in den Weltmeeren, eigentlich elementar für die Sauerstoffproduktion, genau diese Fähigkeit verliert. Geht den Menschen einfach die Luft aus?
• Um Bedrohung durch das eigene Handeln geht es auch bei Maja Lunde. „Der Traum von einem Baum“ (btb) bildet den Abschluss einer vierteiligen Klimaserie. Im Buch geht es um eine zerstörte Welt, in der eine Saatgutkammer auf Spitzbergen die letzte Hoffnung auf das Überleben ist.
• Die Österreicherin Ursula Poznanski hat gerade das Jugendbuch „Oracle“ (Loewe) veröffentlicht. In dem Thriller geht es um Visionen, die in der Zukunft katastrophale Folgen für die Welt haben könnten.
• Bei all dem kommt die US-Autorin Claire Holroyde mit einem ganz klassischen SciFi-Szenario daher: In ihrem Buch „Komet“ (dtv) geht es um einen auf die Erde zurasenden Meteoriten, den die Menschen mit einer Atombombe vom Kurs bringen müssen. Zu diesem Allzeit-Thema hat Hollywood in der Vergangenheit schon einige Filme produziert, man denke an „Deep Impact“ oder „Armageddon“.

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Carsten Schulte