Die Entwicklungen auf den wichtigsten digitalen Buchmärkten weltweit analysiert der soeben erschiene „Global E-Book Report“ des Journalisten und Unternehmensberaters Rüdiger Wischenbart, dem ein internationales Autorenteam zuarbeitet. Der Report zeigt unter anderem, dass E-Books in den USA und im Vereinigten Königreich in der Mitte des Marktgeschehens angelangt seien, so Autor Wischenbart in einer ausführlichen Zusammenfassung für das buchreport.magazin 10/2013 (hier zu bestellen). In diesen Ländern erreiche der Marktanteil bereits bei 20% der Umsätze im allgemeinen Sortiment. Deutschland zählt der Autor mit knapp 10 % Digitalumsatz (15 % bei belletristischen Neuerscheinungen) zur „gehobenen E-Book-Mittelklasse“ innerhalb Europas.
Die 112 Seiten starke, englischsprachige Studie verzichtet komplett auf Charts – zugunsten einer Fülle an Details und Analyse. So zeichnet der Bericht in einem eigenen Kapitel den Stand der Expansion der globalen Plattformen Amazon, Apple, Barnes & Noble, Google und Kobo nach, gefolgt von einer Analyse der „Kräfte, die E-Book-Märkte formen“.
Einige Befunde des Berichts:
- E-Books bilden nicht mehr die Printwelt ab, sondern schaffen eine eigene. So weist der Bericht darauf hin, dass E-Book-Bestseller nicht den Print-Bestsellern entsprechen müssten. Auch steigt die Zahl der E-Book-Millionäre, die zu einem beträchtlichen Teil aus der Selfpublishing-Szene kommen.
- Innovative Ideen stammen nicht vorrangig aus den USA oder Großbritannien, sondern oft aus „kleineren, (noch) nicht von Amazon dominierten Regionen“, wie Wischenbart in dem buchreport-Beitrag zusammenfasst.
- In immer mehr Ländern wächst die Zahl zweisprachiger Kunden, die sowohl in ihrer Muttersprache als auch in Englisch lesen – woraus sich der Schluss ziehen ließe, dass sich die Dominanz des Englischen auf den weltweiten Buchmärkten verstärkt und damit die Refinanzierungschancen dieser Titel.
Der Report arbeitet manche Gemeinsamkeit, aber auch Unterschiede zwischen den Ländern heraus – zu letzteren zählt etwa eine stark divergierende Preispolitik. Als wichtige länderübergreifende Trends führt die Studie die Bildung von Allianzen und die Entwicklung von Flatrate-Modellen an. Beim harten Kopierschutz hingegen ist bislang nur in einigen wenigen Ländern Bewegung festzustellen, darunter in Schweden, dessen Verlage gänzlich darauf verzichten, und Italien.
Wischenbarts Fazit: „E-Books haben begonnen, das gesamte System von Büchern und Lesen zu verwandeln.“ Für 2014 sei zu erwarten, dass die komplette Wertschöpfungskette auf den Prüfstand kommt. Verlage und Buchhandel müssten ihren Platz in dem Geflecht neu definieren – andernfalls sei „das Risiko groß für die traditionellen Akteure, auf der Strecke zu bleiben“, so der Autor und Wiener buchreport-Korrespondent im buchreport.magazin.
Der Global Ebook Report war im Herbst 2011 von O’Reilly Media im Rahmen der „Tools of Change“-Konferenzen initiiert und danach jährlich zweimal aktualisiert worden. Ab sofort erscheinen die Berichtet direkt bei Rüdiger Wischenbart Content and Consulting. buchreport ist Medienpartner des Reports.
Über www.global-ebook.com ist der Report bis Ende Oktober 2013 kostenfrei verfügbar, danach kostet der Download 29,95 Euro. Auch bei großen E-Book-Shops wie Amazon, Apple und Kobo ist die Analyse erhältlich.
Ausgewählte Ergebnisse des Berichts präsentiert Rüdiger Wischenbart beim IPA Data Date auf der Contec-Konferenz zur Frankfurter Buchmesse am 8. Oktober 2013.
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