Edel:eBooks heißt der digitale Verlag, den die langjährige Random House-Verlegerin Silvia Kuttny-Walser für das Hamburger Medienunternehmen im Frühjahr 2012 aufgebaut hat und seither steuert. Im Interview im buchreport.magazin 1/2013 (hier zu bestellen) schildert die Münchnerin ihren digitalen Ansatz. Nachfolgend ein Auszug.
Wo liegt das Profil von Edel:eBooks?
Der Programmschwerpunkt liegt inhaltlich aktuell zu 90% auf Belletristik, also der Unterhaltungsliteratur in all ihren Facetten. Im Sachbuch setzen wir auf populäre Themen wie Zeitgeschichte, Partnerschaft, Sexualität, neue Lebensmodelle.
Klingt vertraut.
Ja, aber es gibt keinen digitalen Verlag hierzulande, der wie wir den Fokus so stark auf vergriffene Bücher legt. Dazu zählen Vintage-Stoffe wie ehemalige, zeitlos gute Megaseller, für die sich auch jüngere bzw. ganz neue Leser begeistern lassen. Vergriffen bedeutet nicht automatisch alt oder gar altmodisch. Viele meiner Titel sind in den 2000er-Jahren erstveröffentlicht worden, werden inzwischen aber schon nicht mehr nachgedruckt, weshalb die Rechte an den Autor oder seine Agentur zurückgefallen sind.
Ihr Chef Michael Haentjes meint, im Zuge der Buchdigitalisierung werde das Taschenbuch in den nächsten zehn Jahren untergehen. Sie auch?
Da blutet der ehemaligen Taschenbuch-Verlegerin das Herz. Aber es ist nicht zu leugnen: Das Taschenbuch gerät stark unter Druck. Es wäre aber ein Fehler, anzunehmen, dies sei allein die Schuld des E-Books.
Wessen Schuld dann?
Die Verlage haben viel zu viele Titel auf den Markt gebracht. Das habe ich zu Random House-Zeiten natürlich anders gesehen, als heute aus der Distanz. Die wilde Lust am Wachstum, um Marktanteile zu sichern oder sogar zu vergrößern, erfährt heute einen Dämpfer, weil der Buchhandel nicht mehr so viel aufnimmt. Das E-Book beschleunigt nur den ohnehin virulenten Prozess.
Viele Automatismen von früher in den Bereichen Programm/Marketing/Vertrieb funktionieren heute nicht mehr so einfach. Das gilt sowohl für Spitzentitel als auch für die Midlist und kleinere Bücher, bei denen wir neue Wege suchen müssen, um diese Bücher sichtbarer zu machen.
Wie?
Der Kontakt zum Leser muss intensiviert werden! Dies ist keineswegs eine Kritik am Buchhandel, der sehr hart arbeitet und seine Kunden meist hervorragend betreut. Aber Verlage müssen auch selbst den Kontakt zum Kunden herstellen und pflegen, um gerade im E-Book-Bereich erfolgreich arbeiten zu können.
Eine Aufgabe, die an die Autoren delegiert wird?
Teilweise, klar, auch sie müssen umdenken. Eine Autorin meinte neulich zu mir: Wie werden denn die Leser auf mein E-Book aufmerksam? Ein Print-Verlag würde jetzt für mein Buch Werbung machen. Ich musste dann herzhaft lachen, weil im Print-Verlag nur Werbung für Bestseller- bzw. Spitzentitel-Autoren gemacht wird. Gegenüber einer Print-Ausgabe, die womöglich von den Filialisten nicht gelistet wird, hat ein Edel:eBook schon mal ganz klar den Vorteil, dass es auf jeden Fall auch bei den großen Plattformen wie z.B. amazon oder Apple im Katalog verfügbar ist. Das Suchen darin, auch z.B. mit Hilfe immer neuer Schlagworte – Liebe, Leidenschaft, Exotik, Australien usw. usw. –, ist vergleichbar mit dem Stöbern in einer Buchhandlung. Vielleicht wird ein neuer Autor inzwischen sogar eher im Internet als in einer Buchhandlung gefunden.
Die Fragen stellte Daniel Lenz
Server tot? Versuche jetzt seit 10 Minuten auf edel.com zuzugreifen… tja, Pech gehabt