Die Verhandlungen des geschäftsführenden Gesellschafters Oliver Voerster, einen Investor für die angeschlagene KNV-Gruppe zu gewinnen, sind am Mittwoch (13.2.) gescheitert. Am Donnerstag hat die Geschäftsführung für 7 Unternehmen Insolvenzantrag gestellt:
- KNV Logistik GmbH Erfurt
- KN Immobilien GmbH & Co. OHG Erfurt
- Volckmar & Koehler GmbH Stuttgart
- Koch, Neff & Oetinger Verlagsauslieferung GmbH Stuttgart
- Volckmar GmbH & Co. KG Stuttgart
- Volckmar B.V. Amstelveen (NL)
- Koch, Neff & Volckmar GmbH Stuttgart
Jetzt muss es Rechtsanwalt Tobias Wahl, Partner der Kanzlei Anchor Rechtsanwälte richten, die auf Insolvenzverwaltung und insolvenzrechtliche Beratung spezialisiert ist. Die bundesweit tätige Kanzlei ist mit insgesamt 15 Partnern und 120 Mitarbeitern bundesweit an 11 Standorten vertreten. Rechtsanwälte von Anchor würden, so heißt es in der Selbstdarstellung der Kanzlei, regelmäßig als Insolvenzverwalter, Sachwalter oder als Sanierungsgeschäftsführer in Insolvenz-, Eigenverwaltungs- und Schutzschirmverfahren vorgeschlagen und bestellt. Die Kanzlei bringe neben insolvenzrechtlicher Erfahrung und Kompetenz auch betriebswirtschaftliches Know-how ein.
Tobias Wahl ist vom Amtsgericht Stuttgart zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden und bringt als jüngere Referenzen die Beteiligung an der Insolvenzverwaltung beim Küchenbauer Alno sowie die Insolvenzverwaltung der Marburger Ionenstrahl-Therapie Betriebsgesellschaft mit. Die „WirtschaftsWoche“ führt Anwalt Wahl in ihrem Insolvenzverwalter-Ranking 2018 (1. Halbjahr) in der Top 10, gemessen an den Umsätzen der Unternehmen, die die Anwälte als Verwalter/Sachwalter betreut haben.
Tobias Wahl hat fürs Erste die Aufregung gedämpft: „Mein Ziel ist es, das für die Branche bedeutsame Unternehmen fortzuführen und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“:
- Mit Blick auf die 1800 Mitarbeiter verweist er auf die Lohnsicherung bis Ende April durch das Insolvenzgeld
- Mit Blick auf den Buchhandel und die von der Auslieferung betreuten Verlage heißt es, der Geschäftsbetrieb laufe „in allen Gesellschaften läuft vollumfänglich und uneingeschränkt weiter“.
Die größte Unsicherheit dürfte aktuell vor allem für die Verlage bestehen, die beim Großhandelsbetrieb (Barsortiment) Rechnungen für gelieferte Ware offen haben. Vor allem für kleinere Verlage könnte der Zahlungsausfall schnell kritisch werden. Für das Aufrechterhalten des „vollumfänglichen Geschäftsbetriebs“ braucht der KNV-Großhandel zudem Mittel, um neue Ware zu kaufen, die Verlage in der aktuellen Situation nur gegen Vorkasse liefern dürften.
Das Insolvenzverwaltungsteam muss sich jetzt nicht nur einen Einblick in die wirtschaftliche Schieflage verschaffen, sondern auch in das komplexe Dienstleistungsgeflecht und die unterschiedlichen Geschäftsmodelle einarbeiten, bevor dann unter Insolvenzbedingungen die Investorenverhandlungen wieder aufgenommen werden.
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