In den aktuellen Herbst-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 18 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Dietmar Wischmeyer.
Mein Roman in drei Sätzen
Die Lebensgeschichte des Straßenarbeiters Wolfgang Schrage, seine Verstrickungen in die deutsche Politik der Wendezeit bis heute und sein glückliches Ende als umtriebiges Schlitzohr. Ein satirischer Roman aus der jüngsten Vergangenheit der Bundesrepublik, die uns heute schon – vor allem sprachlich – exotisch erscheint.
Mein Weg zu Rowohlt Berlin
Nach 30 Jahren Bücher-„Produktion“ in 26 Exemplaren aus Texten, die schon zuvor ihr Geld im Radio und auf der Bühne verdient hatten, dachte ich mir: Versuch’s doch mal mit einem eigens für den Buchmarkt verfassten Manuskript. Und siehe da, der Rowohlt-Verlag, bei dem schon zwei Bücher von mir erscheinen, machte mir ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte.
Das Verdienst meines Lektors
Wilhelm Trapp von Rowohlt Berlin hat das Buch von Beginn an betreut und behutsam in ruhigeres Fahrwasser geleitet. Als „erster Leser“ hat er darauf geachtet, nicht zu sehr mit inhaltlicher Ödnis und Wiederholungen belästigt zu werden. Als Lektor hat er den letzten Schliff am zuweilen präpubertären Ausdruck getan. Ohne ihn wäre es ein robusteres, aber ganz sicher kein besseres Buch geworden.
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Bei allen Veränderungen, denen der Buchmarkt ausgesetzt ist, sei es die immer kürzere Verweildauer der Neuerscheinungen am Markt, sei es die geringere Rolle, die das Buch in der jüngeren Generation spielt – bei all dem ist es erstaunlich, wie vielBücher noch immer verlegt, verkauft und vielleicht sogar gelesen werden. In den Jahren, in denen das Buch -zig Mal totgesagt wurde, als alte analoge Pappe verschrien, sind folgende „Zukunftsmedien“ entweder komplett vom Markt verschwunden oder kurz davor: BTX, VHS, CD, Minidisc, DAT, Download, DVD – das Buch gibt es immer noch. Allen, die dafür sorgen, den Verlegern, Buchhändlern und nicht zuletzt den Lesern, sei gedankt.
Meine Lieblingsbuchhandlung
Immer die der Stadt, in die mich eine Tournee gerade führt. Siehst du, was dort auf den Tischen liegt, weißt du, wie die Stadt denkt.
Meine Lieblingsautoren
Die Liste ist elendig lang, also nur kurz jene, die mich als Autor zur Zeit faszinieren: Andrea Camilleri, weil er so spät angefangen hat mit seiner Romanschreiberei und dabei so klug ist. Volker Kutscher, weil er in einer konventionellen Erzählweise Geschichte lebendig werden ließ, übrigens weitaus eindringlicher als die viel gepriesene Filmversion.
So lese ich
Zeile für Zeile, im Sessel, im Bett, im Hotel und im Auto, dann lasse ich allerdings aus Sicherheitsgründen lesen, aus Hörbüchern.
Schreiben ist für mich
Arbeit mit durchaus beglückenden Momenten. Ich bin aber dann auch froh, wenn es getan ist.
Wenn ich nicht gerade schreibe
dann erlebe ich das, worüber ich später schreibe.
Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
Ich finde es umwerfend, wie gut Dietmar Wischmeyer, ein Meister der kürzesten Kurzform, auch richtig lange Strecke kann: Er erzählt in seinem Roman das ganze irre komische Leben eines Straßenbauarbeiters – Satire auf der Überholspur.
Wilhelm Trapp, Lektor
Debütantinnen und Debütanten– im buchreport.magazin 07-08/2021
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