Muss ein Buchhändler auch E-Books anbieten können? In Großbritanien sagt der größte Buchfilialist: No. Waterstones (Foto: Filiale in London, Anja Sieg) verkauft das Digitalgeschäft an den kanadischen E-Book-Spezialisten Kobo.
Mitte Juni übergibt Waterstones die Kunden an Kobo, deren Konten auf die Plattform des kanadischen E-Book-Portals migriert werden.
Der Chef der Buchkette James Daunt begründet den Schritt laut Bookseller damit, dass Rakuten-Tochter Kobo einen Service anbieten könne, den man selbst nicht erreichen könne.
Für Waterstones erscheint der Schritt zwar ungewöhnlich – hauseigene KUnden können fortan nur noch mit Print-Produkten versorgt werden –, aber erwartbar. Die Buchkette, die vor Jahren gar noch die Herstellung eigener E-Reader erwogen hatte, begann 2012, Amazons Kindle-Geräte in den Filialen anzubieten, mit der Begründung, dass man den Service von Amazon ohnehin nicht toppen könne. Im vergangenen Jahr ließ Daunt dann die Kindle-Geräte aus den Regalen räumen, weil die Verkaufszahlen enttäuschend seien.
Kobo wiederum profitiert einmal mehr von der Aufgabe eines E-Book-Akteurs. 2014 übernahm Kobo das Digitalbuchgeschäft von Sony, Anfang 2015 kamen die Kunden von Blinkbox Books hinzu (gehörte zu Tesco).
Waterstones Digitalgeschichte erinnert auch an das Schicksal der E-Book-Sparte von Barnes & Noble, dem größten Buchfilialisten der USA, die nach massiven Investitionen seit Jahren geschrumpft wird. Aktueller Stand: Nach dem Auslagern der Hardwareentwicklung an Samsung 2014 wurden im April 2016 auch technologische Nook-Services outgesourced, an ein Unternehmen aus Indien.
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