Während viele Berufstätige aktuell vernetzt über die Unternehmens-IT ins Home-Office ausweichen, wird in den zwangsgeschlossenen Schulen weiterhin improvisiert und zum Teil erst einmal ein E-Mail-Verteiler aufgebaut. Der Digitalpakt Schule hat bisher nur wenig Spuren hinterlassen.
2016 als Milliarden-Paket zur technischen Aufrüstung angekündigt, hatte vor rund einem Jahr der Bundesrat der Grundgesetzänderung zugestimmt, damit überhaupt Bundesgelder ins länderhoheitliche Schulsystem fließen können. Bei der Umsetzung geht es langsam voran: Laut einer aktuellen Umfrage des Hightech-Verbands Bitkom haben die Bundesländer mit Ausnahme von Hamburg den Schulen bisher nur überschaubare Beträge zur Verfügung gestellt (s. Kasten).
Bitkom-Präsident Achim Berg fordert jetzt eine schnelle Ausschüttung des Geldes: „In der aktuellen Corona-Krise zeigt sich, wie sehr digitale Technologien dabei helfen können, den Betrieb von Schulen, Behörden und Unternehmen auch in außerordentlichen Situationen aufrechtzuerhalten.“
Während die Bildungsverlage bereits seit Längerem digitale Lehrmedien entwickeln, sind die Auswirkungen aufs crossmediale Lernen und damit auf das klassische Lernmedium Schulbuch noch unklar. Sortimenter-Ausschuss-Vorsitzende Christiane Schulz-Rother hat in einem buchreport-Interview (www.buchreport.de/go/rother-19-12) die Einschätzung vertreten, dass mittelfristig ein Teil des Schulbuchgeschäfts mit seinem hoch dreistelligen Millionen-Umsatzvolumen am Buchhandel vorbei in Digitallizenzen gehen dürfte – aber offenbar nur zögerlich und noch nicht in diesem Jahr.
Digitalpakt Schule
Der Bund stellt über einen Zeitraum von 5 Jahren 5 Mrd Euro zur Verfügung, davon in dieser Legislaturperiode 3,5 Mrd Euro. Die kommunalen und privaten Schulträger bzw. Länder bringen zusätzlich einen finanziellen Eigenanteil ein. Zusammengenommen stehen dann insgesamt mindestens 5,55 Mrd Euro bereit. Rein rechnerisch bedeutet dies für jede der ca. 40.000 Schulen in Deutschland im Durchschnitt einen Betrag von 137.000 Euro oder umgerechnet auf die derzeit ca. 11 Mio Schüler eine Summe von 500 Euro pro Schüler.
Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Laut Umfrage des Hightech-Verbands Bitkom wurde in Hamburg bisher das mit 116 Mio Euro größte Volumen bewilligt. Es folgen Sachsen (15 Mio Euro) und mit einstelligen Mio-Summen Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Berlin und Bremen. Schleswig-Holstein schüttet bisher 0,2 Mio Euro an Schulen aus. In Hessen, Saarland und Sachsen-Anhalt hat es demnach noch gar keine Zuweisungen aus dem Digitalisierungstopf gegeben. Die übrigen Bundesländer machten keine Angaben über das Fördervolumen.
Quelle: Bitkom
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