Auch in Österreich steht der Markt für elektronische Bücher noch in den Anfängen, die Verlage zeigen aber großes Interesse am Ausbau des digitalen Segments. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Österreichischen Verlegerverbands unter 200 österreichischen Verlagen.
Die Ergebnisse im Überblick:
- E-Books im Verkauf: Knapp 17% der Verlage führten 2010 bereits E-Books. 22% der übrigen Befragten wollen noch in 2011 eine digitale Vertriebsschiene einführen, weitere 12% im Jahr 2012 und 30% zu einem späteren Zeitpunkt. Ein Drittel der Verlage, die bisher nicht im digitalen Buchmarkt aktiv sind, wollen sich auch in Zukunft nicht im E-Book-Segment zu positionieren. Zum Vergleich: Laut der E-Book-Studie des Börsenvereins vertreiben bereits 35% der deutschen Verlage digitale Bücher, weitere 43% planen den E-Book-Einstieg in den kommenden Jahren.
- Investitionsbedarf: Ein Drittel der Verlage hat bereits in die E-Book-Produktion investiert, die Hälfte will dies innerhalb der nächsten zwei Jahre nachholen. Insgesamt möchten damit mehr als 80% der Befragten im digitalen Segment aktiv werden. Investitionsbedarf sehen die Verlage in den Bereichen Herstellung, Personal und IT, lediglich 16% sehen einen Investitionsbedarf im Erwerb zusätzlicher digitaler Lizenzen. Knapp 17% der Österreicher wollen nicht in den E-Book-Markt investieren.
- Digitalisierte Titel: Verlage, die bereits E-Books anbieten, veröffentlichen nur zwischen 10% und 20% der Novitäten auch als E-Book. Von der Backlist wird lediglich 1% digitalisiert. Durchschnittlich haben die im digitalen Segment schon aktiven Verlage nur 10 E-Books im Programm.
- Vertrieb: Der wichtigste Vertriebsweg für die österreichischen Verlage ist derzeit der Direktvertrieb über die eigene Internetseite. Der Online-Buchhandel und Libreka folgen auf den Plätzen zwei und drei.
- Marktpotenziale: Das größte Potenzial sehen die Verlage in der Erschließung neuer Kundenschichten. Auch die Erweiterung des Vertriebsnetzes ist für sie ein wichtiges Argument für ein Engagement im digitalen Bereich.
- Formate: Verlage, die bereits E-Books produzieren, setzen insbesondere auf das Pdf-Format (88,5%). Die Hälfte wandelt die Bücher auch in EPUB um, nur 15% vertreiben E-Books als Mobipocket. 29% der Befragten gehen davon aus, dass die verschiedenen Formate weiterhin parallel existieren werden. 17% sind der Ansicht, dass sich eines der Formate letztlich durchsetzen wird. Nur knapp 35% rechnen dem EPUB-Format die größten Chancen zu, 61% dem PDF.
- Kopierschutz: Drei Viertel der Verlage verwenden technische Schutzmaßnahmen gegen unautorisierte Weiterverbreitung, davon nutzen 35% Digitales Rechtemanagement (DRM). Interessanterweise nutzt ein hoher Anteil (65%) der Verlage Wasserzeichen zum Schutz gegen Piraterie. 25% der Verlage verwenden keinen Kopierschutz.
- Lesegeräte: Die österreichischen Verlage gehen davon aus, dass Smartphones und E-Reader für das Lesen von E-Books auch künftig eine Rolle spielen werden. Das größte Entwicklungspotenzial sehen sie jedoch bei Tablet-PCs. Etwas geringere Chancen haben ihrer Ansicht nach PCs und Laptops.
- Preisgestaltung: 68% der Verlage bepreisen ihre E-Books tendenziell etwas niedriger als ihre gedruckten Büchern. Knapp ein Drittel setzt auf identische Preise. Keiner der befragten Verlage macht E-Books teurer. 54% der Verlage erwarten weiter sinkende E-Book-Preise, 46% gehen von tendenziell konstanten Preisen aus.
- Umsatzanteil: Bei 44% der Verlage, die sich bereits zu ihren digitalen Umsatzanteilen äußern wollten, lag der Umsatzanteil der E-Books 2010 unter 1%. Ein ebenso großer Anteil der Verlage erreichte einen höheren Umsatzanteil als 1%, wobei 22% einen Anteil von über 5% angaben. Für 2011 erwarten die Verlage im Durchschnitt ein moderates Wachstum auf einen digitalen Umsatzanteil von 5%, während sich der Umsatzanteil bis zum Jahr 2015 auf 5 bis 10% vergrößern sollte. Zum Vergleich: Deutsche Verlage prognostizierten laut der E-Book-Studie des Börsenvereins für 2015 einen Umsatzanteil von 16%.
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