Als spartenübergreifendes Gremium ist das Branchenparlament besonders geeignet, Reizthemen zu diskutieren, die polarisieren. Auf der Agenda der Sitzung am heutigen Donnerstag steht allerdings ein Dauerproblem, dessen Lösung der Quadratur des Kreises nahekommt. Die AG Pro wird ihre „Empfehlungen zur Optimierung des Remissionswesens im Buchhandel“ zur Debatte stellen. Am Ende wird es wohl bei Appellen bleiben, weil Buchhändler und Verlage zwar jammern, aber kräftig selbst mit dazu beitragen, dass alles beim Alten bleibt.
Zur Erinnerung: Auf Initiative des Verlegers Matthias Ulmer und des Osiander-Mitinhabers Heinrich Riethmüller hatte sich das Branchenparlament bereits im April 2008 mit dem Vorschlag einer körperlosen Remission für Titel unter 20 Euro befasst, wie sie vor allem im Kalender- und Zeitschriftengeschäft verbreitet ist. Die mit Rationalisierungsfragen betraute AG Pro wurde mit einer Praxisanalyse beauftragt. Am Zwischenergebnis, das wenige Monate später bekannt wurde, hat sich bis heute nicht viel geändert: Der hohe Aufwand, der für eine körperlose Remission und Entsorgung von unverkäuflichen Büchern bis zum Ladenpreis von 20 Euro in Anschlag zu bringen wäre, stehe in keinem Verhältnis zu den erhofften Sparpotenzialen. Stattdessen werden voraussichtlich folgende Forderungen bekräftigt:
- Beim Ordern sortieren: „Der Durchbruch kann nur erfolgen, wenn jeder Buchhändler seinen Einkauf sinnvoll strukturiert“, erklärte die AG-Pro-Vorsitzende Franziska Bickel (Buchhandlung Vogel, Schweinfurt) am Dienstag im Gespräch mit buchreport.
- Beim Präsentieren riskieren: „Bücher sind keine schnell verderbliche Ware. Warum räumt man ihnen keine längere Verweildauer ein?“, fragt die AG Pro.
- Beim Produzieren reduzieren: Die Verlage heizen das Novitätenrennen mit steigenden Titelzahlen unverdrossen an. Gleichzeitig wird auch bei der Erscheinungsrhythmik das Tempo erhöht. Mit teuren Folgen: Nach einer Schätzung des Sortimenter-Ausschusses werden jährlich Bücher im Wert von 750 Mio Euro durch die Lande geschickt, bei denen letztendlich alle draufzahlen.
(Aus buchreport.express 18/2009)
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