Gut drei Wochen nach der Live-Schaltung vom britischen Kindle Store – dem ersten seiner Art außerhalb der USA – nimmt der (zu erwartende) Preiskampf zwischen dem Unternehmen aus Seattle und lokalen Händlern immer dramatischere Ausmaße an. Binnen weniger Tage haben sich die Preise mehr als halbiert, womit eBooks in Großbritannien inzwischen sogar deutlich günstiger sind als in den ebenfalls hart umkämpften Vereinigten Staaten.
Den bislang letzten Kahlschlag machte heute der Filialist WH Smith, mit über 500 Buchhandlungen Marktführer auf der Insel. Das Unternehmen verbilligte sein gesamtes Sortiment um glatte 50% – wenige Tage, nachdem bereits die 100 meistverkauften Romane um 66% bzw. zwei Drittel des ursprünglichen Verkaufspreises reduziert wurden.
Infolge dessen ist nun etwa die gesamte Millenium Trilogy für zusammen (!) 8,15 Pfund beziehungsweise 9,95 Euro zu haben – in den USA sind für jeden der drei Titel aktuell 12 US-Dollar zu bezahlen, und zwar sowohl im Kindle Store als auch bei iBooks. Dan Browns „The Lost Symbol“, dessen 9,99$ Kindle Store Preisschild im Vorfeld des Verkaufsbeginns für Diskussionen sorgte, wird bei WH Smith nun für 2,78 Pfund verramscht – 3,80 Euro.
Akuell hat die britische Dependanz von Amazon der Preisoffensive vom Filialisten wenig entgegen zu setzen. Allerdings kündigte der örtliche Kindle Store Vizepräsident zur Live-Schaltung des Online Stores an, dauerhaft die niedrigsten eBook-Preise auf der Insel zu haben – und Amazon ließ in der Vergangenheit keinen Zweifel am Wert solcherlei Aussagen. In sofern ist von einem fortwährenden Wettstreit mit harten Bandagen auszugehen, bei dem Amazon aktuell sicherlich den Vorteil des besseren Lesegeräts für sich verbuchen kann: Während der runderneuerte Kindle 3 unmittelbar vor der Markteinführung steht, hat WH Smith nur im Vergleich altertümliche Sony Reader im Portfolio – mit neuen Modellen (Sony Reader PRS-350 & PRS-650) ist erst im Herbst zu rechnen. „Dank“ Adobe DRM können bei WH Smith gekaufte eBooks zwar auch auf anderen Lesegeräten geschmökert werden, die 3G-Anbindung vom Kindle an den hauseigenen eBook Store dürfte aber aus Konsumentensicht schwerer wiegen.
Ermöglicht wird der Preiskampf auf dem britischen eBook Markt durch zwei landesspezifische Faktoren. Zum einen gibt es auf der Insel keine Buchpreisbindung, zum anderen treten die Händler direkt als Verkäufer auf und haben (anders als beim Agency Model, wo die Verlage den Kaufpreis festsetzen) die Preishoheit.
In Deutschland ist ein solches „race to the bottom“ somit erst einmal nicht zu erwarten – besonders natürlich, solange Amazon den deutschen Markt de facto weiträumig umgeht. Für Konsumenten sind Preiskriege ohnehin ein zweischneidiges Schwert: Der unmittelbaren Ersparnis steht die Gefahr einer Monopolisierung gegenüber (US-Filialist Barnes & Noble hat in den USA derzeit einige Probleme), abseits wirtschaftlicher Erwägungen kann zudem ein Verlust der Wertschätzung gegenüber den Schriftstellern beklagt werden.
<via mediabistro>
Das „bessere Lesegerät“ hat doch nicht amazon, sondern Apple. Auch bei Sonne im Biergarten lese ich ohne Mühe auf meinem iPad – und wer einmal das Flipboard genutzt hat, will es nie wieder missen. Zur Momopolbildung: Verlage die bei amazons Bedingungen nicht mitmachen, werden ausgelistet und genau diese sind die Bestseller dann im Buchhandel… Mehr auf
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