Dass der Internet-Handelsriese Amazon bei den Konditionen erneut eine schärfere Gangart anschlägt, kann als Reaktion auf die dunklen Wolken gedeutet werden, die sich über dem Geschäftsfeld Online-Buchhandel zusammenballen: Unabhängig davon, wie stark sich die Rezession letztendlich auswirken wird, herrscht bei den Web-Händlern Einigkeit über das Abflachen der Wachstumskurve nach den Boomjahren.
In den unter Druck stehenden Shops rücken nicht nur Strategien wie die Ausweitung des Produktportfolios in den Blick. Die mächtigen Amazonen reiten flankierend eine neue Attacke mit der Rabattlanze. Im Bewusstsein, dass wohl kaum ein Lieferant abblockend den Schild heben wird. Per Auslistung aus dem Sattel zu fliegen, werden die wenigsten riskieren.
So unähnlich ist die Ausgangslage der Großen im stationären Buchhandel im Vergleich zum Online-Marktführer nicht: Auch sie haben viel investiert in große und repräsentative Flächen, auch hier rückt die natürliche Wachstumsgrenze näher, von den Krisenauswirkungen noch gar nicht geredet. Auch die analoge Sortimentserweiterung mit Non-Book-Produkten, notwendig, weil der Buchmarkt selbst nicht mehr wächst, hat ihre Grenzen.
Es braucht deshalb keine prophetische Gabe: Auch die Großen im stationären Buchhandel werden schon bald wieder vorstellig werden, um in den Einkaufsverhandlungen mit den Verlagen deren Belastbarkeit zu prüfen, um die eigenen Renditeziele im schwieriger werdenden Umfeld doch noch zu erreichen. Für die Verlage bedeutet das Anziehen der Amazon-Daumenschrauben deshalb eine doppelte Gefahr: Was den Päckchenpackern zugestanden wird, kann den stationären Händlern kaum vorenthalten werden.
(Aus buchreport.express 15/2009)
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