In der nächsten Ausgabe von „Druckfrisch“ am Sonntag, 1. November 2015, um 23.35 Uhr im Ersten trifft Denis Scheck Jonathan Franzen, der in seinem neuen Roman das Auseinanderbrechen familiärer Bindungen beklagt und die Gefahren des Internets beschwört. Und er spricht mit dem Bulgaren Ilija Trojanow über einen traurigen Abschnitt in der Geschichte seines Landes.
Jonathan Franzen: Unschuld
Familiengeheimnisse und sexuelle Obsessionen, Geschäftspraktiken von Großkonzernen und die Gefahren des Internets – Jonathan Franzen verwebt in seinem neuen Roman Selbstfindungsgeschichten Heranwachsender mit den aktuellen gesellschaftlichen Fragen Amerikas. Schuldig werden sie fast alle in „Unschuld“: Mütter, die ihre Kinder mit dem eigenen Schicksal beladen, abwesende Väter, Unternehmer, die mit Massentierhaltung ein Vermögen machen, eigennützige Whistleblower und Internetkonzerne, die mit ihrer digitalen Daten-Sammelwut alle bedrohen. „Unschuld“ nimmt den maroden Zustand unserer Zeit ins Visier und öffnet ein kleines Fenster für eine verheißungsvolle Zukunft: Es gibt eine unbestechliche Jugend, die zeigt, dass man trotz aller Verlockungen und Herausforderungen dieser Welt das Gute im Menschen bewahren kann.
Ilija Trojanow: Macht und Widerstand
Es ist die Zeit der gesellschaftlichen und politischen Umbrüche: Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende, weite Teile Osteuropas geraten unter eine kommunistische Gewaltherrschaft. Auch Bulgarien stürzt ins Chaos: Macht und Willkür auf der einen, Protest und Widerstand auf der anderen Seite. Der gebürtige Bulgare Ilija Trojanow schildert, wie in einer Spitzelgesellschaft alle zwischenmenschlichen Beziehungen kontaminiert werden und ein ganzes Land auseinanderbricht. Zwischen 1945 und 1989 haben – so Trojanow – rund drei Millionen Denunzianten ihre Mitmenschen systematisch verfolgt, ausspioniert und verraten. Die vom Autor über Jahre hinweg gesammelten Aufzeichnungen seiner Gespräche mit Zeitzeugen sowie authentische Abhörprotokolle und Denunziationsschreiben verdichten sich zu einem politischen Roman über einen traurigen Abschnitt in der Geschichte Bulgariens.
Außerdem empfiehlt Denis Scheck „Der Räuberbräutigam“, eine Liebesgeschichte der 2001 verstorbenen Südstaaten-Autorin und Pulitzer-Preisträgerin Eudora Welty.
Wie immer zeigt sich Scheck pointiert meinungsfreudig: Sein Kommentar zur aktuellen „Spiegel“-Bestsellerliste (diesmal: Sachbuch) wird von dem Musiktitel „You Can’t Judge a Book by the Cover“ von Alexander Hacke („Einstürzenden Neubauten“) begleitet.
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