buchreport

Durchfahrt vom Gleis ins Center

Nachdem sich der Abwärtstrend der vergangenen Jahre im Bahnhofsbuchhandel auch 2007 mit einem Umsatzminus fortgesetzt hat, suchen einige Unternehmen nun offenbar nach Alternativen: Der in Wiesbaden ansässige mittelständische Sortimenter Bauer Media oHG verkauft zum 1. Juni 2008 seine beiden Bahnhofsbuchhandlungen in Koblenz und Marburg an Valora Retail, den Marktführer im Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel; alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden zu gleichen Konditionen übernommen.

Die eigentlich spannende Nachricht ist aber nicht, dass der Branchenprimus Valora sein Filialnetz ausbaut, sondern was Bauer Media nach dem Rückzug von der Bahnsteigkante plant: Das 2002 gegründete Familienunternehmen wird neben seinem bestehenden 120 qm großen Geschäft in der Langgasse in Wiesbaden ab dem Spätsommer auch eine Großbuchhandlung mit rund 1000 qm im Einkaufscenter Luisenforum eröffnen.

Konzentration auf den Standort Wiesbaden

Hintergrund der strategischen Neuausrichtung ist, dass sich Seniorchef Manfred Bauer in Kürze aus dem aktiven Berufsleben zurückziehen wird und mit Sohn Jens Bauer und Tochter Katrin Krause, zugleich kaufmännische Leiterin, die nächste Generation der Wiesbadener Buchhändlerfamilie ans Ruder kommt; der andere Sohn Lars Bauer arbeitet als Geschäftsführer von Valora Retail Deutschland ebenfalls in der Branche. Jens Bauer und Katrin Krause wollen sich auf den Standort Wiesbaden konzentrieren: „Wir haben uns zu diesem Schritt nach reiflicher Überlegung entschlossen“, erklärt Jens Bauer gegenüber buchreport. „Um Kräfte zu bündeln, war der Verkauf notwendig.“

Neben den beiden Bahnhofsbuchhandlungen hat sich Bauer Media schon im April von den sechs Shop-in-Shop-Systemen für Presseerzeugnisse in Karstadt-Kaufhäusern getrennt. Festhalten wird das Unternehmen allerdings an der Filiale in der Langgasse, mit deren Eröffnung es im August 2005 den Schritt aus dem Bahnhof in die Wiesbadener Innenstadt gewagt hat. Dort wurde ein neuartiges Sortiments- und Einrichtungskonzept umgesetzt: Neben einem Mix aus Büchern, Presse- und Convenience-Artikeln, Tabakwaren und Raucherbedarf wurde im hinteren Bereich in Kooperation mit Hessen-Lotto eine „Oddset-Lounge“ eingerichtet, in der Live-Übertragungen von aktuellen Sportereignissen ausgestrahlt wurden. Mit den Veränderungen am Lotterie-Markt hat sich Oddset jedoch zurückziehen müssen, dafür wurde das Buch und Zeitschriftensortiment ausgebaut. Der Standort sei zwar durch eine hohe Miete teuer erkauft, dank konstant steigender Umsätze jedoch ein Erfolg.

Keine Scheu vor dem Wettbewerb mit Habel und Thalia

Die neue Großbuchhandlung direkt gegenüber im Center Luisenforum, das voraussichtlich Anfang September eröffnen wird, ist als Boulevardbuchhandlung mit klassischem Vollsortiment geplant, ein Schwerpunkt wird bei den Zeitungen und Zeitschriften gesetzt. „Damit wollen wir uns von Habel absetzen und eine andere Klientel ansprechen“, so Bauer.

Von der Konkurrenz durch die DBH-Tochter, die ihre 3000 qm große Filiale am Vorabend der Frankfurter Buchmesse im vergangenen Jahr nach aufwändigem Umbau neu präsentiert hatte, lässt er sich nicht einschüchtern: „Wir wollen schicker, heller, individueller sein.“ Und obwohl mit der Douglas-Buchtochter Thalia im vergangenen Jahr ein weiterer Wettbewerber ins Center Liliencarré auf 1200 qm eingezogen ist, sieht Bauer noch Potenzial am Markt. Mit dem Zuzug Thalias musste die Traditionsbuchhandlung Bräuer schließen, das bis dato größte familiengeführte Buchhandelsunternehmen in Wiesbaden.

Kommentare

Kommentar hinterlassen zu "Durchfahrt vom Gleis ins Center"

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*

Dossier

Aktuelles aus dem Handel

  • Mediengruppe Stein übernimmt weiteren Fachinformationshändler  …mehr
  • Supermilf-Pilotprojekt: »Viele Erkenntnisse«  …mehr

  • SPIEGEL-Bestseller im Blick

    Der SPIEGEL-Bestseller-Newsletter gibt Ihnen jede Woche kostenlos einen Überblick zu den Aufsteigern der neuen SPIEGEL-Bestsellerlisten.

    » Melden Sie sich hier kostenlos an.

    Wollen Sie sich darüber hinaus schon vorab und detailliert über die Toptitel von morgen informieren, um frühzeitig disponieren zu können?

    » Bestellen Sie das SPIEGEL Bestseller-Barometer ab 8 Euro pro Monat.

    Wenn Sie die SPIEGEL-Bestesellerlisten z.B. in Ihren Geschäftsräumen präsentieren wollen oder online in Ihren Web-Auftritt integrieren möchten, hat buchreport weitere Angebote für Sie.

    » Weitere Angebote zu den SPIEGEL-Bestsellerlisten