Wie steht’s um die Digitalisierung im Geschäft mit Fachzeitschriften und Büchern? Der Börsenverein und der Verband der Deutschen Fachpresse sehen aktuell vorwiegend Dynamik bei Fachmedien. Doch auch auf dem Publikumsmarkt gebe es noch Wachstumspotenzial.
Der Arbeitskreis Elektronisches Publizieren (AKEP) im Börsenverein und die Kommission Digitale Medien der Deutschen Fachpresse haben für 2013 den „New Index Elektronisches Publizieren“ (New EPIX) veröffentlicht, ein Trendbarometer, das Auskunft über die Entwicklung auf dem digitalen Markt geben soll. Dazu werden Kennzahlen aus dem Vertrieb von Fachzeitschriften und Buchverkäufen mit Erlösen aus dem Vertrieb digitaler Produkte korreliert und die Erwartungen deutscher Verlage an digitale Medien interpretiert.
Ergebnis der digitalen Landvermesser: Der New EPIX stieg im vergangenen Jahr nur von 13,1 auf 13,4 Zähler, angetrieben von der positiven Entwicklung im Bereich der Fachmedien. „In den Fachzeitschriftenverlagen haben sich digitale Angebote mittlerweile stark verbreitet; sie gehören vielerorts bereits zum Kerngeschäft“, so Bernd Meidel, Sprecher der Kommission Digitale Medien der Deutschen Fachpresse. Meidel setzt jedoch ein Fragezeichen hinter die Ergebnisse: Da die digitalen Angebote oft zu Paketen mit Print- und Dienstleistungsprodukten verschnürt würden, sei es schwierig, einzelne Umsatzteile eindeutig zuzuordnen; transparente und standardisierte Kennzahlen seien wichtig, um den Fortschritt des Transformationsprozesses belastbar sichtbar oder gar vergleichbar zu machen“.
„Die Dynamik des E-Book-Markts für das breite Publikum hat sich 2013 nur leicht steigend fortgesetzt, in seiner Entwicklung wird der New EPIX daher eher von den Fachmedien getragen“, analysiert AKEP-Sprecher Steffen Meier. Da aber mehr und mehr Buchverlage digitale Produkte in ihre Workflows integrierten, die Akzeptanz des Mediums steige und sich auch neue Lesegeräte wie Smartphones durchsetzten, könne im Publikumsmarkt höchstens von einem „Durchschnaufen auf der Gipfeltour“ die Rede sein.
Kürzlich hatten Börsenverein und GfK bereits eine Studie zum E-Book-Markt veröffentlicht, nach der die Dynamik ebenfalls abgeflacht ist. Auf die Frage, ob das Thema E-Book zu heiß gekocht werde, erklärte Meier im Interview mit buchreport: „Der Eindruck wäre fatal. Die Kommunikation der Zahlen war politisch motiviert und ist entsprechend zu bewerten.“ Die Verlage machten gutes Geld im Digitalbereich, hätten ihre Workflows entsprechend umgestellt und bespielten den Markt sehr professionell. „Auch wenn jetzt angeblich eine Delle zu sehen ist: Der E-Book-Markt wird deutlich wachsen, darauf sollte die Branche vorbereitet sein. Ich kann den Kollegen nur raten, sich ihre eigene Meinung zu bilden und diese Studie als eine von vielen Quellen zu betrachten.“
„„Durchschnaufen auf der Gipfeltour““? – Ich bin skeptisch. Ob GfK-Studie oder sonstige Propheten: konsequent wird der Piraterie-Aspekt außen vor gelassen. Da werden sozusagen Aussagen zum Gesamtautoverkehrsaufkommen gemacht, das der Autobahnen aber gar nicht erst berücksichtigt.
Festzustellen wäre zum Beispiel, dass sich die Wachstumsrate einiger für den deutschsprachigen Markt relevanten Piratenseiten abschwächt, also Sättigung eintritt. DA geht der „Publikumsmarkt“ ab; alle anderen dürfen an der Kristallkugel reiben, Buchmarktastrologie betreiben … (Da müsste jetzt aus guten rhetorischen Gründen noch ein Drittes kommen, aber ich lass es bleiben.)
Oder, wie es Lars Sobiraj neulich bei der Electric Book Fair in Berlin formulierte: Unter25jährige seien es gewohnt, Filme und Musik umsonst zu bekommen. Dass sie ausgerechnet für Ebooks zahlen sollen, sei wohl nicht mehr vermittelbar.