Schon auf der Frankfurter Buchmesse war der NZZ-Fake ein beliebtes Thema. Wochen später liefert der „Schweizer Buchhandel“ Hintergründe zur gefälschten Ausgabe von NZZ online vom 6. März 2016 (Schlagzeilen: „Migros vernichtet 300 Buchhandlungen“; „Der Abräumer“ – gemeint ist Amazon-Chef Jeff Bezos mit seinem Smartphone „Butterfly“ – und „FC Zürich auf dem Fußballolymp. Triumph für Matthäus“).
Mit seiner Aktion ziele er gegen das Migros-Management, das sich mit ihrem Kampf gegen die Buchpreisbindung längerfristig ins Bein schieße und die ganze Branche ruiniere, zitiert das Schweizer Branchenblatt den ihr namentlich bekannten Urheber der Seite. In wenigen Tagen sei die Webseite über 70.000 Mal besucht worden.
„Seit im Jahr 2012 die Preisbindung aufgehoben wurde, hat mehr als die Hälfte der Buchhandlungen in der deutschsprachigen Schweiz die Pforten schliessen müssen“, heißt es in dem fingierten NZZ-Artikel aus 2016. „Schuld daran ist vor allem die Aufhebung der Fixpreisbindung durch den Volksentscheid von 2012.“ Als Vorreiter des Kampfes gegen das Preisbindungsgesetz wird die Supermarktkette Migros unter Präsident Herbert Bolliger benannt, die mit aggressivem Preiswettbewerb in ihren Exlibris-Filialen Bestseller zu Ramschpreisen angeboten habe.
Weitere Aspekte der Dystopie:
- In allen 120 Schweizer Städten, in denen es noch 2012 eine Buchhandlung gegeben habe, seien die Läden bis 2016 verschwunden.
- Der große Profiteur des Falls der Preisbindung ist Amazon, nicht Exlibris.
- Ähnlich wie Douglas 2013 die Thalia-Kette an den Holtzbrinck-Konzern verkauft (weil die Douglas-Aktie wegen der schwachen Geschäfte der Bücher-Tochter herabgestuft worden war) sucht auch Migros einen Käufer für Exlibris.
- Bolliger, Vorkämpfer gegen die Preisbindung, bereut seine Entscheidung, der Volksentscheid gegen die Preisbindung sei falsch gewesen. Dennoch will ihn der Verwaltungsrat loswerden.
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