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E-Book-Flatrate für 10 Euro im Jahr

Zuletzt schienen sich die Wogen im Streit um den E-Book-Verleih in Bibliotheken geglättet zu haben – jetzt könnte ein Angebot der Städtischen Bibliotheken Dresden für Aufruhr sorgen. Dort können Nutzer bundesweit die „Onleihe“ nutzen – womit sich eine Befürchtung der Verlage bestätigt. 
Schon der Verbund von mehreren Bibliotheken, die gemeinsam E-Books erwerben und an die Nutzer der Region ausleihen (buchreport berichtete) ist vielen Verlagen ein Dorn im Auge: Zwar ist es aufgrund der knappen Budgets der Bibliotheken durchaus verständlich, dass sie die Lizenzen gemeinsam erwerben und den E-Book-Verleih im Verbund für einen größeren Nutzerkreis anbieten. Doch die Verlage erhalten für den größeren Nutzerkreis dieselbe Verleih-Gebühr wie bei einer Einzel-Bibliothek – und haben dadurch deutlich weniger Einnahmen.
Mit dem von Dresden aus angebotenen bundesweiten Verleih von digitalen Büchern (entdeckt via lesen.net) gewinnt das Streit-Thema eine neue Tragweite: Das E-Book-Angebot ist für eine Jahresgebühr von 10 Euro für jedermann verfügbar – subventioniert durch die öffentlichen Mittel der Stadt. Für die „Onleihe“ kann sich der Nutzer online registrieren, der Besuch vor Ort erübrigt sich – so dass man auch aus weiter Entfernung auf den Bestand zugreifen kann. Aktuell stehen rund 7.000 E-Books im virtuellen Regal der Bibliothek. Auch wenn die Titel nicht von mehreren Nutzern gleichzeitig ausgeliehen werden können – mit dem für die physische Ausleihe konzeptionierten Bibliotheks-Modell ist das Angebot kaum noch vergleichbar, da der Nutzerkreis online stark ausgeweitet werden kann. Nachteil für die Dresdner: Leiht ein Nutzer von außerhalb ein E-Book aus, ist es in der Regel nicht mehr verfügbar (sofern es nicht für die parallele Nutzung lizenziert wurde).
„Mit dem bundesweiten Verleih bewahrheitet sich eine Befürchtung der Verlage“, erklärt Matthias Ulmer, designierter Vorsitzender des Verlegerausschusses im Börsenverein und Verleger des Stuttgarter Eugen Ulmer Verlags auf Nachfrage von buchreport.de. „Für Verlage wäre eine nutzungsabhängige Gebühr sinnvoll, bei der pro Ausleihe eine Gebühr bezahlt wird. Bei einem solchen Modell wäre es für den Verlag unerheblich, ob ein E-Book-Verleih nur in einer Region, im Verbund oder bundesweit angeboten wird.“ 

Update: Inzwischen liegt eine Stellungnahme der Städtischen Bibliotheken Dresden vor. Als eine Art Flatrate sei das Angebot keinesfalls gedacht, betont Bibliotheksdirektor Artend Flemming. 

Eine übergreifende, einvernehmliche Lösung im Streit um den E-Book-Verleih in Bibliotheken ist übrigens vorerst nicht in Sicht: Gespräche zwischen Börsenverein und dem Deutschen Bibliotheksverband (DBV) wurden aus kartellrechtlichen Bedenken abgeblasen. Nun müssen die Verlage und Bibliotheken in Einzelgesprächen Lösungen erarbeiten. 

Kommentare

22 Kommentare zu "E-Book-Flatrate für 10 Euro im Jahr"

  1. Solange E-Books nicht für den simultanen Verleih beliebig vieler Exemplare, sondern nur für ein einzelnes lizenziert werden, ist die Situation für die Verlage vielleicht schwieriger. Tatsächlich ist diese Entwicklung aber unvermeidlich und im Interesse des Kunden. Niemand verlangt heutzutage noch, dass Waren mit dem Kutschwagen verteilt werden, damit wir möglichst viele Logistikzentren aufrechterhalten können, warum also vor den Bibliotheken halt machen? Die Verleihgebühr pro Buch macht beim exklusiven Verleih eines einzelnen Exemplars keinen Sinn. Beim Print-Buch verlangt das auch niemand, der Unterschied ist hier nur, dass man nicht extra zur Bibliothek fahren muss! Die Gebühr pro Verleih kann und darf nur in Verbindung mit unbegrenztem Verleih implementiert werden!

  2. Für die Stadtbibliothek Bremen, die hier mehrfach angesprochen wurde, gilt: „Die Online-Anmeldung ist nur für Personen über 18 Jahren, die ihren ersten bzw. zweiten Wohnsitz in den PLZ-Gebieten 26 bis 29 haben, und in Verbindung mit einer eBIBCARD möglich.“ (Auszug aus der Website – http://www.stadtbibliothek-bre
    Die Stadtbibliothek Bremen ist als kommunale Einrichtung und als regionales Oberzentrum für die Einwohner Bremens und der Umgebung Dienstleister. Wir haben keinen Auftrag für ein bundesweites Angebot; dies wird auch aus unserem Ortsgesetz und Leitbild deutlich (http://www.stadtbibliothek-bre
    Barbara Lison, Direktorin

  3. Ich versuche seit Tagen zu verstehen, was an dieser Nachricht so besonders ist. Zum einem verstehe ich gar nicht, warum Dresden so hervorgehoben wird – da gibt es auch noch weitere Bibliotheken. Ich lebe in Bayern und nutze die Onleihe in Bremen und das schon länger als ein Jahr – ohne mich vor Ort anzumelden.

    Außerdem ist „Flatrate“ wohl massiv übertrieben. Zwar kann ich mehrere Medien gleichzeitig ausleihen für einen geringen Jahresbeitrag, aber ich muss auch Wartefristen akzeptieren, wenn Medien verliehen sind.

  4. „Nachteil für die Dresdner: Leiht ein Nutzer von außerhalb ein E-Book aus, ist es in der Regel nicht mehr verfügbar (sofern es nicht für die parallele Nutzung lizenziert wurde).“ – Na, die leichte Uebung sollten die Digital Natives doch hinkriegen: Ausleihen, kopieren und gleich zurueckgeben. Dann gibt’s keine Engpaesse.
    Oh, hat da jemand DRM gerufen? Und der Mond ist aus gruenem Kaese.

    • Das mit dem Ausleihen, Kopieren und Zurückgeben ist totaler Blödsinn. Man kann eine Onleihe nicht vorzeitig „zurückgeben“ und kopieren im Übrigen auch nicht.

  5. Kleine Sortimenterin | 3. August 2013 um 16:51 | Antworten

    Nach dem Buchhandelssterben werden dann die Bibliotheken
    sich aus der Öffentlichkeit verabschieden. Für die e-book-Leihe
    brauchen sie weder Räume noch Menschen, die Bücher ausleihen,
    bis auf weniger Techniker. Und wir verdienen im Buchhandel
    an den Bibliotheken nichts mehr, die e-books werden ja nicht
    mehr über uns geliefert. Wollen wir wirklich solche Geisterstädte
    aufbauen? Keine Buchhandlungen und Bibliotheken mehr?

    • Bibliothekssterben hat, wenn es überhaupt so dramatisch gesehen werden kann, höchstens was mit der Selbstverbuchung, aber nicht mit Onleihe zu tun. Das physische Ausleihen zurückgehen ist ein Mythos, Online-Angebote werden zusätzlich angeboten um den Geist der Zeit einzufangen. Keine Buchhandlungen und Bibliotheken mehr? Unfug! Aber wir müssen uns wohl von der Vorstellung trennen, dass alles so bleiben kann wie es ist!

  6. Vielen Dank für die Zensur von Kommentaren! Dann können Sie diese Funktion auch gleich abstellen!

  7. Rechtsanwaltservice | 3. August 2013 um 0:08 | Antworten

    Der Zugang zu Literatur auch für Menschen, die keine 50 bis 100 DM für ein Kinderbuch bezahlen können ist existenziell wichtig. Die Profitinteressen haben da hintanzustehen. Zuvor können ja mal die Überzogenen Managergehälter, unnötige Prunkvillen und Dienstwagen abgeschafft werden.

  8. Liebe Edda Kost,
    …eine Kopie meines Personal-Ausweises nach irgend wohin,
    vielleicht auch noch meine Konto-Auszüge, Kredit-Karte, etc.?
    Ach übrigens: mein Wohnungsschlüssel liegt natürlich
    unter dem Fußabstreifer, bitte schön!

  9. Die Mediothek Krefeld bietet das seit längerer Zeit an, sooo neu ist das der Kollegen aus Dresden sicher nicht…
    Gruß
    Martin

  10. Ich glaube nicht, dass die Stadtbiblothek in DD mit dieser Öffentlichkeit glücklich wird. Die Nutzerzahlen werden dadurch stark steigen. Die Verfügbarkeit für die Nutzer bei den E-Books entsprechend sinken, wie im Artikel auch schon dargestellt. Damit wird der Service für die Bürger der Stadt, aus deren Mittel die Bibliotheken finanziert werden, schlechter werden. Entsprechend wird politischer Druck auf die Biblotheken ausgeübt werden, das Angebot wieder lokal zu begrenzen.

    • ich denke diese Öffentlichkeit war auch nie gewollt … aber zum Glück haben wir die parteiische sensationslustige Presse …

      • Genau, wussten bisher nur Dresdner und Fachleute, jetzt haben viele die Info und auch noch mit nem negativen Beigeschmack. Olè.

    • Hier wird nur lamentiert, anstatt sich mal die Fakten anzusehen. Diese ganzen Mutmaßungen haben kein Hand und Fuß, schaut man sich die Zahlen an. Zumal das lokale Angebot nicht eingschränkt wird, davon ist nirgends die Rede und ist ebenfalls in den Zahlen nicht ersichtlich. Und die eBibo in Dresden gibt es seit 2009. Also nicht erst seit gestern.

  11. Fernanmeldung ist bereits seit Jahren in vielen Bibliotheken Deutschlands möglich. So bieten Bremen oder Hamburg ihre Onleihe schon längere Zeit für alle deutschen Bürger an. Ein Erscheinen vor Ort ist dabei nicht nötig. Warum Sie jetzt Dresden als neue Erscheinung hinstellen ist mir schleierhaft.

  12. Als ob das etwas Neues wäre. Bei uns in Hemer wird es bereits seit Dezember 2012 praktiziert.

    http://www.hemer.de/startseite

    • Kann man sich dort denn auch online dafür registrieren? Wenn man nicht vor Ort wohnt?

      • Nö, man muss schon vor Ort erscheinen und seinen PA vorlegen. Der übliche Bürokratismus.

        Ich könnte jedoch mal versuchen, es für Dich zu erledigen, wenn ich eine Kopie des PA erhalte. 😉

        Ich arbeite nämlich für den Förderverein.

        • Das ist genau der Unterschied zu Dresden. Wenn man nicht mehr vor Ort erscheinen muss, ist das Angebot für jedermann bundesweit zugänglich.

      • Nö, man muss schon vor Ort seinen Personalausweis vorlegen.

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