Weil der stationäre Buchhandel als bewährtes „Schaufenster“ angesichts des Strukturwandels in der Branche weltweit unter Druck gerät, suchen die Verlage zunehmend nach Mitteln und Wegen, um a) den Lesern auch im Internet den Weg zur Lektüre (ihrer Bücher) zu weisen und b) diese Leser und ihre Gewohnheiten besser kennenzulernen. In Deutschland experimentieren zum Beispiel Bertelsmann und die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck mit der E-Book-Bibliothek Skoobe. In den USA setzen Hachette Book Group, Penguin und Simon & Schuster in einem Joint Venture auf das Online-Portal Bookish (hier die Meldung zum Start).
Vorausgegangen waren in New York drei turbulente Jahre, in denen zwei Geschäftsführer verschlissen wurden. Eine offizielle Begründung für die schnellen Wechsel auf dem Chefsessel gibt es bis heute nicht, doch es ist ein offenes Geheimnis, woran die Kandidaten gescheitert sind: Beide kannten sich zwar bestens in der digitalen Welt aus, hatten aber von Büchern und den Mechanismen der Buchbranche zu wenig Ahnung.
Dass Bookish eine dreimal so lange Anlaufzeit gebraucht hat wie ursprünglich geplant, findet Khazaei nicht wirklich ungewöhnlich. „Start-ups haben ihre eigenen Herausforderungen. Das gilt besonders für eines, das derart riesige Mengen von Content bewältigen muss wie Bookish. Wir haben sehr viel experimentiert, aber jetzt ein System gefunden, das funktioniert.“
Anders als die meisten Online-Shops setzt die Plattform gezielt auf emotionale Ansprache. Statt nüchterner Suchfunktionen und des ebenfalls nicht spannenden „Wird oft zusammen gekauft“-Verweises dreht sich bei „Bookish“ alles um die persönliche Empfehlung. Geliefert wird sie über eine Verknüpfung individueller Vorlieben mit Metadaten, Buchbeschreibungen und Rezensionen. Nutzer können ihre Lieblingstitel eingeben (maximal vier) und werden zu passenden Büchern weitergeführt. Dafür berücksichtigt die Plattform verschiedene Variablen wie Autor, Genre und Schlagworte. Mit jeder Anfrage wird das Nutzerprofil fortgeschrieben.
In welcher Höhe Simon & Schuster, Penguin und Hachette n ihr Start-up investiert haben und in welchem Umfang sich die Partnerverlage finanziell einbringen, ist Verschlusssache. Khazaei redet über finanzielle Details ohnehin nicht gern. „Natürlich wird von uns erwartet, dass wir irgendwann profitabel operieren, aber das passiert nicht von heute auf morgen.“ Neben den Umsätzen aus dem eigenen Shop und den Verkaufsprovisionen will Bookish auch durch Anzeigen Erlöse erzielen.
Die Qualität maschinell generierter Empfehlungen steht und fällt mit den Daten, auf denen sie basieren. Das weiß natürlich auch Ardy Khazaei. Dreh- und Angelpunkt von Bookish ist deshalb das siebenköpfige Redaktionsteam unter der Leitung von Rebecca Wright, das sich ausnahmslos aus erfahrenen Journalisten und Lektoren zusammensetzt.
Text: Anja Sieg
Die Bookish-Partner (Stand: 21. Mai 2013):
- Abrams
- Chronicle Books
- F&W Media, Inc.
- Gallaxy Publishing
- Greenleaf Book Group
- Hachette Book Group
- Harlequin
- HarperCollins Publishers
- Houghton Mifflin Harcourt
- Human Kinetics
- Inner Traditions
- Independent Publishers Group
- John Wiley & Sons, Inc.
- Kensington Publishing Corp.
- Macmillan
- McGraw Hill
- National Book Network
- New Harbinger Publications
- Non Sequitur Press
- Open Road Media, LLC
- Pearson Education, Inc.
- Perseus Books Group
- Penguin Group (USA)
- Princeton University Press
- Quayside Publishing Group
- Random House, Inc.
- Red Wheel / Weiser, LLC
- Riverdale Avenue Books
- Scholastic
- Simon & Schuster
- Sourcebooks, Inc.
- USA TODAY
- W. W. Norton & Company
- Wm. B. Eerdman’s Publishing Company
- Workman Publishing Company
- Worthy Publishing
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