Die Frankfurter Buchmesse und buchreport zeigen in einer Serie interessante Geschäftsmodelle der Buchbranchen weltweit. Nach China, Deutschland, Großbritannien, den USA, Brasilien und Argentinien folgt Indien: DC Books besetzt das E-Book-Geschäft, bevor die großen Player anklopfen.
Ravi Deecee ist Verleger und CEO bei DC Books, dem größten Verlag für indische Sprachen. In den vergangenen zwei Jahren hat er die Entwicklung von Amazons Kindle und des E-Book-Readers von Sony mit großem Interesse verfolgt. Weil er zu dem Schluss kam, dass diese für den indischen Markt nicht uneingeschränkt geeignet sind, bringt DC Books Anfang 2010 selbst einen einheimischen E-Book-Reader nach internationalem Standard in Indien auf den Markt, noch bevor die multinationalen Player auf den Plan treten.
DC Books wurde von DC Kizhakemuri, einem Wegbereiter der indischen Verlagsbranche, gegründet und veröffentlicht heute rund 1600 Titel im Jahr. Dazu verfügt das Unternehmen über eine Buchhandelskette mit 43 Filialen in Indien und im Mittleren Osten sowie einen Online-Shop.
Ravi Deecee, der in den USA Betriebswirtschaft studiert hat und bereits als Vizepräsident des indischen Verlegerverbandes fungierte, führt einen Verlag, der dafür bekannt ist, sich durch einen ausgeprägten Experimentierwillen für die digitale Zukunft zu wappnen. „Wir waren schon immer auf der Suche nach verschiedenen Medien und Formaten, um kosteneffizient Content liefern zu können, und haben bereits in der Vergangenheit mit digitalen Content-Delivery-Lösungen experimentiert“, sagt Deecee.
In dem Bestreben von DC Books, einen spezifisch indischen E-Book-Reader hervorzubringen, wird Lokales auch mit Globalem verknüpft. Ein US-Technologieunternehmen namens Calsoft wirkte bei der Entwicklung des ausgeklügelten Gerätes mit, das unterschiedliche indische Sprachen unterstützen und für eine bessere Internetverbindung sorgen soll. Bei DC Books hofft man dadurch auf einen entscheidenden Vorsprung vor der internationalen Konkurrenz (die das Feld erst in Zukunft betreten wird), denn für Indien mit seiner Vielzahl von Sprachen, in denen gelesen wird, sowie seiner oft unzuverlässigen Telekom-Infrastruktur stellen diese Punkte essenzielle Herausforderungen dar.
DC Books sagt voraus, dass der hauseigene E-Book-Reader eine Schlüsselrolle auf dem asiatisch-pazifischen Markt spielen wird und baut rund um das Gerät eine eigene kleine Welt auf, zu der auch Verkauf und technischer Support gehören.
Einen der größten Stolpersteine stellte die Suche nach einem geeigneten System zum Schutz vor Datenpiraterie dar, die in Indien weit verbreitet ist. DC Books hat sich für ein DRM-Verfahren entschieden, was bedeutet, dass käuflich erworbener Content – wie beim Kindle – nur auf diesem einen Gerät verwendet werden kann.
Ravi Deecee ist sich sicher, dass damit eine Win-win-Situation für Konsumenten und Content-Entwickler erreicht wird, und sagt: „Für mich liegt es auf der Hand, dass die Zukunft von Content in digitalen Formaten liegt. Ich sehe das als eine Art organischer Weiterentwicklung unseres Unternehmens.“
DC Books
wurde 1974 von DC Kizhakemuri gegründet, einem Doyen der indischen Verlagsindustrie. Der Verlag bisher mehr als 10000 Titel mit einem breiten Programmspektrum herausgebracht: Romane, Kinderbücher, Lyrik, Nachschlagewerke, Biografien, Ratgeber und Managementliteratur.
www.dcbooks.com
Hier ein Überblick über alle bisher erschienenen Teile der Serie.
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