Der Weg vom Interesse zur Kaufentscheidung ist manchmal erstaunlich lang. Das zeigen die bisherigen Erfahrungen der Verlage mit sogenannten „Enhanced E-Books“, also elektronischen Büchern, bei denen der Text mit Multimedia-Inhalten angereichert ist. Die technischen Möglichkeiten lassen Verlagsmanager schon mal ins Schwärmen geraten. Der wirtschaftliche Erfolg bisher nicht.
Dabei sollte man doch meinen, dass E-Books durch attraktive Zusatzinhalte für die tendenziell technikaffine Zielgruppe deutlich attraktiver werden. Zumal Untersuchungen von Leseforschern diesen Befund untermauern, aktuell etwa die Studie „E-Books und E-Reader – Kauf und Nutzung“ der Uni Hamburg, die bei Lesern elektronischer Bücher durchaus Interesse an Zusatzinhalten feststellt (ausführlich dargestellt im buchreport.magazin Februar).
In der Praxis geht diese Rechnung nicht einmal auf dem boomenden amerikanischen E-Book-Markt auf. Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, hat Simon & Schuster in den USA von Stephen Kings „Anschlag“ (neben 1 Mio Hardcover) stolze 300.000 einfache E-Books für je 14,99 Dollar verkauft. Die u.a. um einen King-Kurzfilm angereicherte Version für 16,99 Dollar wählten nur 45000 Käufer – und das ist im Vergleich zu anderen Titeln bereits astronomisch.
Eine mögliche Erklärung ist, dass die Besitzer „einfacher“ E-Book-Reader viele Zusatzangebote (noch) nicht nutzen können. Eine andere, dass die meisten Leser für solchen „Schnickschnack“ letztlich doch kein Geld ausgeben. Eine weitere, dass die Verlage erst noch lernen müssen, was bei den Kunden „geht“. Für die ohnehin schwer abschätzbare Entwicklung des deutschen E-Book-Marktes bleibt das „Enhanced“-Potenzial jedenfalls ein weiteres Fragezeichen.
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