Die „Spiegel“-Geschichte vom Montag über die NS-Vergangenheit von Ernst Rowohlt stößt auf Kritik. „Ha, da haben wir wieder einen dingfest gemacht!“, spottet die „Süddeutsche“. Mit wirklichen Neuigkeiten könnten die Autoren des Artikels über den Gründer des Rowohlt Verlags aber nicht aufwarten. Wenig überzeugend findet die „SZ“ vor allem die Spekulation, Ernst Rowohlt sei 1940 wegen innerer Nähe zum Nazi-Regime nach Deutschland zurückgekehrt. „Doch übersehen die Autoren in ihrem spekulativen Eifer, dass es durchaus einen handfesten Grund für die Rückkehr gab: Rowohlt hatte eine Erbschaft gemacht und wollte diese nun antreten.“
Insgesamt sei die Faktenbasis für die Vorwürfe des „Spiegel“ gegen Ernst Rowohlt dürftig. Der Vorwurf des Magazins, der Verlag habe seine Vergangenheit unzureichend bewältigt, sei nicht gerechtfertigt.
Die „Neue Zürcher“ bescheinigt dem Artikel über Rowohlt immerhin, „einige Überraschungen parat zu haben“. So wussten die Zürcher nichts vom Einsatz des Verlegers in einer Propaganda-Einheit. Aber auch die „NZZ“ kritisiert: „Unseriös ist der ,Spiegel’ durch Auslassungen. Kein Wort über die jüdischen Lektoren und die jüdische Verlagssekretärin, die Rowohlt gegen Forderungen der Nazi-Obrigkeit beschäftigte, schützte und unterstützte, solange es irgend ging. Auch Rowohlts Porträt als ,Volkssturm-Vorgesetzter’ ist reichlich kurz geraten und unterschlägt, dass der aus der Wehrmacht vorzeitig Entlassene keineswegs Kinder und Greise zum letzten Gefecht trieb, sondern sich absetzte, bevor die Russen kamen.
„Süddeutsche Zeitung“ (Seite 14), „Neue Zürcher Zeitung“ (Seite 47)
VERLAGE
Piper: Belletristik-Programmleiter Thomas Tebbe erzählt im Interview, wie er an den Bestseller „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling gekommen ist.
BÜCHER & AUTOREN
Henryk Broder: Der streitbare Journalist und Autor verliert einen Rechtsstreit gegen die transsexuelle Journalistin Tanja Krienen. Er darf sie nicht mehr in männlicher Form titulieren und beleidigen.
„Süddeutsche Zeitung“ (Seite 15), derwesten.de
Mircea Cartarescu: Der rumänische Schriftsteller erhält den mit 25 000 Euro dotierten rumänischen Staatspreis für Literatur.
„Frankfurter Allgmeine Zeitung“ (Seite 36)
Wilhelm Genazino: Der Schriftsteller hält in Frankfurt eine Poetikvorlesung über Walter Kempowski.
fr-online.de
Peter Handke: Der serbophile Literat regt an, den Tag des Kriegsbeginns gegen das frühere Jugoslawien zum „Tag der europäischen Schande“ zu erklären.
„Frankfurter Allgmeine Zeitung“ (Seite 36)
Sonya Hartnett: Die australische Kinderbuch-Autorin bekommt den mit 536 000 Euro dotierten Astrid-Lindgren-Preis.
derstandard.at
Gerhard Konzelmann: Der frühere Fernsehkorrespondent und Bestsellerautor ist am Mittwoch im Alter von 75 Jahren gestorben.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite 38), spiegel.de
Jack Welch: Der Bestsellerautor und Ex-Manager meint, dass Politiker bloß neidisch auf die Manager sind.
sueddeutsche.de
MEDIEN & MÄRKTE
Inflation: Statistisches Bundesamt rechnet damit, dass die Verbraucherpreise aufs Jahr gesehen um 3% steigen.
faz.net
Hertie: Warenhauskonzern will anscheinend mehr als ein Drittel seiner 4800 Mitarbeiter loswerden.
welt.de
Rewe: Einzelhandelsgruppe erzielt Rekorde bei Umsatz und Gewinn.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite 16)
Drupa: Druckmaschinenhersteller setzen hohe Erwartungen in ihre Düsseldorfer Leitmesse, weil ihre Geschäfte derzeit nicht so prickelnd laufen.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite 18), handelsblatt.com
Österreich: Kaufkraft der Verbraucher ist gestiegen. Am höchsten ist sie (Überraschung!) in Wien.
derstandard.at
SZENE
Altersakademie: Frankreichs berühmte Académie Française und ihre kleine Schwester Académie Goncourt finden keinen Nachwuchs mehr. Grund: Jüngere Schriftsteller finden andere Formen der Anerkennung interessanter als die Akademie-Mitgliedschaft.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite 44)
Jakob und Wilhelm Grimm: Bis spätestens 2013 soll in Kassel ein Grimm-Zentrum entstehen, das sich der Forschung, der Biografie und der Märchenwelt der Brüder widmet.
„Süddeutsche Zeitung“ (Seite 13), diepresse.com
Kommentar hinterlassen zu "Ehrenrettung für Rowohlt"