Ein Jahr nach dem Ehrengastauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse, die am 11. Oktober 2017 von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Staatspräsident Emmanuel Macron offiziell eröffnet wurde, zeigt das französische Verlagswesen eine gesteigerte Vitalität hinsichtlich des Verkaufs von Übersetzungslizenzen, der audiovisuellen Adaption von Literatur und der Innovation. Unter dem Motto „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ konnte ein beeindruckendes Programm mit fast 180 anwesenden Autor*innen und insgesamt 300 Veranstaltungen ein breites Publikum begeistern. Die französische Sprache, die von 274 Millionen Menschen auf fünf Kontinenten gesprochen wird, stand dabei im Mittelpunkt des Programms. Dieses Jahr wird die Dynamik mit einem umfangreichen und vielfältigen Programm fortgesetzt.
Bei der 69. Frankfurter Buchmesse 2017 bot „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ einen ausgezeichneten Einblick in die Vitalität und große Vielfalt der französischsprachigen Gegenwartsliteratur. Neben in Deutschland längst bekannten Namen wie Emmanuel Carrère, JMG Le Clézio, Michel Houellebecq, Edouard Louis, Marie NDiaye, Amélie Nothomb, Yasmina Reza oder Riad Sattouf konnten Fachbesucher*innen wie auch die Öffentlichkeit viele weitere Autor*innen entdecken, die zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt wurden (Aya Cissokho, Négar Djavadi, Gaël Faye, Léonor de Récondo, Leïla Slimani). Noch viel eindrücklicher war jedoch die Neugier, oder besser gesagt Neuentdeckung eines vielfältigen Frankreichs, dessen Autor*innen auch Multiplikator*innen/Visionär*innen von Ideen sind. Über den Verlagsmarkt hinaus hat sich das Bild von Frankreich als Ort der Begegnung und des Austauschs eingeprägt, das unterschiedlichsten Ausdrucksformen offen steht. Diese Tendenzen spiegeln sich in den Verkaufserfolgen der in den darauffolgenden Monaten erschienenen Bücher wieder: „Die Tagesordnung“ (L’Ordre du Jour) von Eric Vuillard, „Der Zopf“ (La Tresse) von Laetitia Colombani oder jüngst „Das Verschwinden des Josef Mengele“ (La disparition de Josef Mengele) von Olivier Guez. All diese Bestseller zeugen von dem ungeheuren Potenzial, das in der Übersetzung französischsprachiger Literatur liegt!
Das Programm 2018 knüpft an diese Dynamik, den intensiven Austausch und die Schwerpunkte von 2017 an. So präsentiert Frankreich in diesem Jahr unter dem Motto „Ein Jahr nach Frankfurt auf Französisch“ ein Autorenprogramm im Zeichen der vielfältigen Genres, Herkunft und des tiefgreifenden Austauschs zwischen Deutschland und Frankreich. Während der Frankfurter Buchmesse 2018 werden zahlreiche Lesungen, Debatten und Begegnungen stattfinden.
1 – Die Schwerpunkte 2018
Rund 15 französischsprachige Autorinnen und Autoren aus der ganzen Welt werden anlässlich des größten Treffens der Verlagsbranche vor Ort sein, um an Diskussionen teilzunehmen oder ihre Bücher vorzustellen. Darunter Frédéric Beigbeder, Olivier Guez, Jérôme Leroy, Achille Mbembe, Maryam Madjidi und Kettly Mars. Alle Genres sind dabei vertreten: Roman, Jugendbuch, Comic, Essay. Darüber hinaus wird ein Katalog mit einer Auswahl von 111 Neuerscheinungen dieses zweiten Halbjahrs 2018 die ganze verlegerische Vielfalt zur Geltung bringen.
Eine Reihe von Veranstaltungen bieten die Gelegenheit, die Bedeutsamkeit des deutsch-französischen Verhältnisses in Bezug auf die Literatur zu erleben: deutschsprachige Autor*innen präsentieren ihre Lieblingswerke der französischen Gegenwartsliteratur („Mein Sommer mit den Franzosen“ mit den Autor*innen Kristof Magnusson, Julia Schoch und David Wagner), darüber hinaus präsentiert der deutsche Zeichner Flix seinen Comicband „Spirou in Berlin“.
Besonders freuen wir uns auch über den Erfolg der französischsprachigen Kinder- und Jugendliteratur, denn dieses Jahr sind vier französische Autor*innen für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, der auf der Frankfurter Buchmesse verliehen wird: Luc Blanvillain, Dorothée de Monfreid, Michael Escoffier und Brigitte Findakly.
Der fachliche Austausch wird im Rahmen der Frankfurter Buchmesse 2018 fortgesetzt. Frankreich startet in diesem Jahr eine enge Zusammenarbeit mit der Frankfurter Buchmesse zum Thema Filmadaptionen. Dazu sind im Rahmen des Pitching-Programms von The ARTS+ vier französische Verleger*innen eingeladen, ihre Ideen zu „TV-Serie von morgen“ zu vorzustellen.
Zu diesem Anlass wird die von Frankreich initiiert Errichtung eines großen internationalen Marktplatzes für Literaturverfilmungen bei den Filmfestspielen von Cannes auf der Frankfurter Buchmesse angekündigt, in Fortsetzung des von der Verwertungsgesellschaft SCEFL und dem Institut français entwickelten Programms „Shoot the Book“.
Darüber hinaus bieten die bundesweit 11 Mediatheken des Instituts français der Öffentlichkeit diesen Herbst die Möglichkeit, die jüngsten Veröffentlichungen der bei der Buchmesse vertretenen französischsprachigen Autor*innen sowie eine breite Auswahl von Neuerscheinungen zu entdecken. In diesem Sinne wird das Angebot in den einzelnen Mediatheken um jeweils mehr als 100 Titel aufgestockt. Zusätzlich kann das umfangreiche Angebot der culturethèque mit über 200.000 digitalen Medien (Bücher, Comics, Dokumentarfilme, Musik usw.) genutzt werden.
2 – Die Effekte des Ehrengastauftritts: Intensivierung des Austauschs und der Verbreitung von Ideen
Die Präsenz der französischsprachigen Literatur wächst kontinuierlich in Deutschland und weltweit. In diesem Sinne haben seit Januar 2018 bundesweit bereits rund 200 Begegnungen mit französischsprachigen Autorinnen und Autoren stattgefunden.
Ferner machen das Institut français und das weltweite französische Kulturnetzwerk originelle Projekte, die eigens für den Ehrengastpavillon 2017 kreiert wurden und dem innovativen Geist des Buchsektors entsprechen, in der ganzen Welt zugänglich. Die Ausstellungen Abécédaire und Machines à Lire wanderten durch 12 Länder, von Mauritius über Brasilien bis nach Seoul.
Die zweisprachige Website futurlivre.fr, die Informationen über die innovativen Entwicklungen im französischsprachigen Buchsektor bietet, wurde bei der Buchmesse in Taipeh sowie beim Krimi-Festival „Quai du polar“ in Lyon vorgestellt und wird auch bei dem internationalen Kolloquium „L’auteur numérique“ im Oktober 2018 an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS).
Was die Lizenzen betrifft, lassen sich die Auswirkungen des Ehrengastauftrittes Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse noch nicht beziffern, die Zahlen für 2017 verzeichnen bereits einen deutlichen Anstieg der verkauften Lizenzen weltweit im Vergleich zu 2016. Diese Dynamik zieht sich durch fast alle Genres, wobei im Kinder- und Jugendbuchsegment (4.214 Titel) und in der Comicsparte (3.346 Titel) ein besonderes Interesse an Nutzungsrechten besteht.
In Deutschland wurden 2017 1.136 Titel aus dem Französischen übersetzt, was 11,5% aller Übersetzungen ins Deutsche ausmacht und das Französische damit nach dem Englischen zu der am zweithäufigsten übersetzten Sprache macht. Umgekehrt waren im letzten Jahr unter den insgesamt 12.340 Übersetzungen ins Französische 809 Übersetzungen aus dem Deutschen zu verzeichnen. Deutsch ist damit die am dritthäufigsten übersetzte Sprache. Dieser steigende Trend beim Verkauf von Übersetzungslizenzen hat sich 2018 fortgesetzt, wie der Katalog mit den 111 vom Institut français Deutschland ausgewählten Neuerscheinungen aus dem zweiten Halbjahr 2018 illustriert.
„Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ wirkte als Impuls für die Neubelebung des deutsch-französischen Verhältnisses, welches durch die Literatur und den intellektuellen Austausch historisch geprägt ist. „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ bestätigte auf der Frankfurter Buchmesse die Besonderheit der französischen Verlagslandschaft in der Welt und die zukünftige Rolle des französischsprachigen Verlagswesens für die französische Sprache.
Das Institut français ist die Mittlerorganisation der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik des französischen Ministeriums für Europa und auswärtige Angelegenheiten. In dieser einzigartigen Rolle ist das Institut français in Frankreich und in 96 Ländern weltweit aktiv. Es fördert die Verbreitung von Künstlern, Ideen und der Kreativwirtschaft, insbesondere im Filmbereich, und unterstützt den künstlerischen Austausch und den Dialog zwischen den Kulturen.
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