Mit seinem kürzlich auf Deutsch veröffentlichten Buch „Wem gehört die Zukunft“ präsentierte Lanier eine umfassende Kritik an den ökonomischen Strukturen unserer digitalen Kultur. Dabei bezog er sich auf das Geschäftsmodell von Google, Facebook und anderer Netzkonzerne – die er in Anlehnung an die griechische Mythologie „Sirenenserver“ nennt: kostenlose Dienste im Tausch gegen Nutzerdaten anbieten.
„FAZ“-Herausgeber Frank Schirrmacher erkennt in der Auszeichnung für den 54-Jährigen vor allem ein politisches Signal: „Man muss die letzten zwölf Monate auf einem anderen Planeten gelebt haben, wenn man nicht erkennt, dass der Friedenspreis für Jaron Lanier im Zeitalter nach Snowden ein eminent politischer Preis ist.“ Eine besondere Leistung Laniers sei es, nicht müde zu werden, darauf hinzuweisen, dass man nicht von Geheimdiensten reden und von der Überwachungs-Ökonomie der Industrie-Giganten schweigen könne.
Die „Süddeutsche“ bezeichnet Lanier als „Gewissen der digitalen Welt“, das durch „die Konzentration von Reichtum und Macht in den Händen der Herrscher über die Netzwerke“ beunruhigt wird. Ihm wird das Verdienst zugeschrieben, der einzige zu sein, der „versucht, die völlig neuen ökonomischen Strukturen hinter den freundlichen Fassaden der „Sirenenserver“ aufzudecken.“
Auch „Zeit Online“ erkennt in der Auszeichnung ein „deutliches politisches Signal“ und in Lanier einen „Wortführer im Kampf für digitalen Humanismus“. Zudem schreibt Autor David Hugendick, dass der Buchhandel Laniers jüngste Kritik an der Macht von Amazon und Google ebenso begrüßen dürfte, wie Laniers Sorgen über die sogenannte Gratiskultur.
Kritisch äußert sich auch perlentaucher.de zur Wahl der Jury. Mit Jaron Lanier erhalte einer den Friedenspreis, der die dunklen Seiten des Netzes ausmale. „Hätte man nicht erst mal das Helle am Netz feiern können?“ Eshätte zwei Kandidaten für den Friedenspreis gegeben, die vor Lanier den Preis verdient hätten: „Tim Berners-Lee, der der Welt das Internet erst schenkte, denn vorher war es nur Geeks und Nerds nutzbar, oder eben doch Jimmy Wales für seine Idee der Wikipedia, trotz des absurden Maoismus-Vorwurfs Laniers.“
Ganz hübsch auch der Beitrag „Der Pixibuchfriedenspreisträger“ von Falk Steiner im Deutschlandfunk:
http://www.deutschlandfunk.de/…
Diese Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2014 an Jaron Lanier kann sehr wohl ale eine ,Signalwirkung` und auch als eine Art von Warnung an diese übermediale Zeit gesehen werden.
Ist da eigentlich das Buch in seiner haptischen Form (in den
Händen halten) noch zu sehen? Oder geht es jetzt nur um eine schnelle Digitalisierung von Werken?
Sieht man da noch überhaupt einen Weg nach vorne offen?
Auch eine weltweite Digitalisierung wird einmal an ihre Grenzen
kommen.
Und manche Fragen, die das Urheberrecht betreffen, sind bisher noch nicht gelöst worden.
Es ist höchst bedauerlich, dass man schon vor der eigentlichen Verleihung dieses Preises den Preisträger etwas bereits schon jetzt in einem gewissen Sinne aushebeln möchte.
Es war doch bisher immer festzustellen, dass jeder Träger/in des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in seiner Zeit diesem Preis eine eigene Prägung gab.
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gehört zu unserer Buchkultur und in erster Linie zum literarischen Betrieb dazu.
Es wäre sehr negativ zu sehen, wenn diese Preisverleihung an Jaron Lanier diesen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels etwa in Frage stellen würde.
Kritik und freie Meinungsäußerung in unserer Demokratie ja.
Aber ein gewisser Rahmen sollte auch hier gegeben sein.
Und dies gilt sicher auch zuerst den vielen Medien bei uns.
H. Kraft
Leider könnte die Sache extrem peinlich werden, wenn da jemand offensichtlich aus den falschen Gründen ausgezeichnet wird.
Nochmal der Link zum Text von jemand Kompetenten:
http://www.merkur-blog.de/2014…