Die Shortlist des Deutschen Buchpreises spaltet die Feuilletonisten: Unter die Lobeshymnen – die von „mutig“, „überraschend“, bis „kompromisslos“ reichen – mischen sich kritische Misstöne. „Diese Shortlist ist ein Skandal“, heißt es in der „Welt“. Das wichtigste Buch des Jahres fehle.
Da gebe es einmal „das eine belletristische Buch, das alle lesen und das zumindest diejenigen unter den Literaturkritikern, die nicht auf Backe-backe-Kuchen-Spielchen stehen, sondern auf die kühnen, bunten Bastelbögen, durch die Bank für herausragend erklären – und eben dieses Buch fehlt dann auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis“, kritisiert Tilman Krause in der „Welt“, dass die Jury „Johann Holtrop“ von Rainald Goetz aus dem Rennen schickt: Ein „Skandal“.
Dass Suhrkamp mit gleich drei der sechs Titel vertreten sei, sei ja noch nachvollziehbar, „wenn nun einmal beim (wieder) führenden deutschen Belletristik-Verlag mehr von Belang erscheint als anderswo“. Es verwundere aber auch, dass wieder der mit dem Leipziger Preis „zu unverdienten Ehren gelangte“ Wolfgang Herrndorf mit dabei sei.
Die „FAZ“ dagegen hätte der Jury solchen Mut gar nicht zugetraut: Die Entscheidung, Herrndorfs „Sand“ im Rennen zu halten, obwohl er bereits den Konkurrenzpreis der Leipziger Buchmesse gewonnen habe, spreche „für die Kompromisslosigkeit der Jury in ihrem Anspruch, den besten Roman seit der letzten Preisverleihung auszuzeichnen – ungeachtet taktischer Erwägungen“, lobt Andreas Platthaus: „Das tut dem Buchpreis gut.“
Sebastian Hammelehe freut sich auf „SPIEGEL ONLINE“, dass die Jury in diesem Jahr auf einen klaren Favoriten verzichtet. Denn: „Anders als Eugen Ruge geben die Bücher von Krechel, Thome und Erdmann Ziegler der Jury die Möglichkeit, das Profil des Buchpreises nicht nur im Bereich des Erwartbaren zu schärfen, sondern vielleicht sogar Spannung zu erzeugen.“ Dennoch sei die Entscheidung der Jury nicht leicht, wenn sie sich erneut dem „Balanceakt zwischen Popularität und literarischem Anspruch“ stellen müsse.
„Es ist eine Auswahl, die plausibel, nicht apart ist“, kritisiert dagegen Judith von Sternburg in der „Frankfurter Rundschau“. Die wenigen Außenseiter der Longlist (Milena Michiko Flasar, Germán Kratochwil) seien aus dem Rennen, auch „das neue Koloss Bodo Kirchhoffs, um das man gerne noch gerungen hätte“. Trotzdem sei ein interessantes Endergebnis am 8. Oktober in Frankfurt fast garantiert.
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