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Ein Stück Umsonst-Kultur

Bücher, die wie Luftballons an Schnüren in den Himmel steigen, sind das frisch designte Aushängeschild des mit neuen Aktionen angereicherten Welttag des Buches am heutigen 23. April, der vom Börsenverein und der Stiftung Lesen ausgerichtet wird. Erstmals wird die Aufforderung zum Lesen nicht mehr nur via Buchgutscheine an Schülerinnen und Schüler, sondern über die „Lesefreunde“-Aktion auch an Erwachsene gerichtet (buchreport.de berichtete).

Die neu eingeführte Offerte, zu der sich über 30000 Teilnehmer online registriert haben, um einen von 25 zur Auswahl stehenden Buchtitel 30-mal zu verschenken, hat offenbar einen Ansturm auf rund 1700 Buchhandlungen und 2600 Bibliotheken ausgelöst. Mancherorts mussten sogar eigens Container für die Gratisbuchpakete bereitgestellt werden, die seit vergangenem Montag abgeholt werden können.

Wie man die zahlreichen Bücherpakete der „Lesefreunde“-Aktion zur Inszenierung des „Welttags“ einsetzen kann, zeigt Bücher & Co. in Hamburg-Winterhude. Die „unverkäuflichen Sonderausgaben“ von Bestsellern werden in diesen Tagen von 33000 Paten unter dem Motto „Lies mal wieder“ verschenkt.

Von irritierenden Erlebnissen berichtet der Rostocker Buchhändler Manfred Keiper (Andere Buchhandlung): „Manch einem Teilnehmer war gar nicht bewusst, dass er jetzt ein Paket mit 30 Exemplaren eines Titels geschenkt bekommt.“ Keiper ist zwar „froh, dass der Buchhandel in die Aktion einbezogen wurde“, merkt aber kritisch an, dass diese „an anderer Stelle zu erheblichen Umsatzeinbrüchen führen könnte“. Grundsätzlich sei zu überlegen, ob es angebracht ist, „mitten in der Debatte um das Urheberrecht und die Umsonst-Kultur 1 Mio Bücher kostenlos zu verteilen“.

„Begeistert von der überwältigenden Resonanz und dem Tatendrang der Buchschenker“ zeigt sich hingegen der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Lesen, Joerg Pfuhl. Darüber, wie und an wen die Bücher verschenkt werden, tauschen sich die Teilnehmer vor allem im Internet aus. So ist auf der Facebook-Seite zum Thema nachzulesen, dass etwa Postfrauen in den unerwarteten Genuss eines Romans kommen. Ein in Kauf zu nehmender Nebeneffekt ist offenbar, dass die Bücher bereits über diverse Plattformen weiterveräußert werden. 

Neben der nicht unumstrittenen Verschenk-Initiative, die sich am Vorbild der britischen „World Book Night“ orientiert, scheinen am heutigen Montag folgende größere und kleinere Höhepunkte auf:

  • Zentral und mit vielen begleitenden Aktionen von Buchhändlerseite angefüttert steht in diesem Jahr wiederholt die Buch-Gutschein-Aktion, in dessen Rahmen Viert- und Fünftklässler deutschlandweit dazu animiert werden, sich im örtlichen Buchhandel das cbj-Buch „Ich schenk dir eine Geschichte“ abzuholen. 
  • 76 Autoren aus 37 Mitgliedsverlagen der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj) stehen für insgesamt 149 Lesungstermine zur Verfügung, die gemeinsam mit dem Sortimenter-Ausschuss im Börsenverein organisiert werden. Die teilnehmenden Buchhandlungen wurden per Los ermittelt.
  • Zu den Hauptveranstaltungen, die die Landesverbände organisieren, zählen Lesungen, Lesefeste und Lesewettstreite.
  • Zu einem „interaktiven Fantasy-Abenteuer“ in Frankfurter Bussen und Bahnen laden der Rhein-Main-Verkehrsverbund und die Stiftung Lesen ein. Die Geschichte „Das Labyrinth der Gnome“ von Fantasy-Autor Jens Schumacher wird im gesamten Verbundgebiet verteilt, „um zum Lesen zu animieren und die Fahrzeit so kurzweilig wie möglich zu gestalten“.
  • Unter dem Motto „Fest der Lesefreunde“, das Ulrich Wickert auf dem Rathausmarkt in Hamburg moderiert, findet am Abend die „Weltnacht des Buches“ statt. Prominente aus Kultur, Sport und Politik – u.a. Charlotte Roche, Kirsten Boie und Tom Buhrow – werden bei dieser öffentlichen (kostenlosen) Veranstaltung persönliche Leseerlebnisse vorstellen „und ihre Lesefreude teilen“.

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