„Navid Kermani ist der lebende Beweis, dass auch in der Generation nach Walser und Habermas der Intellektuelle als öffentliche Figur nicht ausgedient hat“, konstatiert Ijoma Mangold im Feuilleton der „Zeit“. Dass Kermani in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalte, sei eine „eine glückliche und beglückende Wahl“. 1967 als Sohn iranischer Einwanderer in Siegen geboren, mischt sich der Schriftsteller, Reporter und Islamwissenschaftler Kermani immer wieder in gesellschaftliche Debatten ein.
Mangold lobt Kermani als eines der seltenen Schriftstellerexemplare, das die Rolle des öffentlichen Intellektuellen als moralische Instanz nicht ablehnt. Er beweise, „dass die Rolle auch heute eine Überlebenschance hat jenseits der Gardinenpredigt. Und dass diese Lebendigkeit aus der Substanz von sowohl Bildung als auch teilnehmender Weltbeobachtung kommt.“
Als Beweis führt Mangold einige Stationen des westlichen Intellektuellen und gläubigen Moslems an. In seiner Dissertation ging Kermani der Frage nach der Schönheit des Islams nach. 2009 schrieb er in der „Frankfurter Rundschau“ zur Integrationsdebatte: „Aus Furcht vor den Reaktionen muslimischer Eltern nicht mehr Advent zu feiern, wie es in manchen Kindergärten oder Schulen geschieht, ist mit Sicherheit das falsche Signal. Es geht nicht darum, sich selbst zu verleugnen, sondern den anderen zu achten. Wer sich selbst nicht respektiert, kann keinen Respekt erwarten.“
Kermanis Sternstunde sei indes eine andere gewesen: 2014 hielt er im Bundestag die Festrede auf 65 Jahre Grundgesetz, mit der es ihm gelang, die Abgeordneten sowohl zu Tränen zu rühren als auch zu empören.
Foto: Hanser, Peter-Andreas Hassiepen
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