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Eine große Herausforderung

100 Tage diskutierten Literaturprofis und Laien online das Buch „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace. KiWi-Online-Chef Marco Verhülsdonk will das Marketing-Tool aber künftig nur für ausgewählte Titel einsetzen.

Funktioniert die Übertragung des Lesezirkel-Konzepts ins Internet?
Wir beobachten ja seit Jahren Buch-Communities wie lovelybooks.de oder Foren wie den „FAZ“-Lesesaal, und diese Lesegemeinschaften gehören meines Erachtens zu den erfreulichsten Phänomenen im Online-Buchbereich. Unser Ansatz war, dass  „Unendlicher Spaß“ ein Kultbuch, aber auch eine Herausforderung für den Leser ist und wir wollten daher eine Plattform bereitstellen, auf der Austausch über die Lektüre möglich ist. Die Resonanz war für uns überaus erfreulich: Es hat eine sehr rege Diskussion gegeben, die Website ha­tte knapp 200.000 Besucher, das Niveau der Diskussion war dem Buch angemessen hoch. Wir sind sowohl mit der Intensität der Beiträge als auch mit den Besucherzahlen sehr zufrieden.

Lässt sich das auf andere Bücher übertragen?
Websites wie unendlicherspass.de sind nur für bestimmte Bücher geeignet. Natürlich wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir potenzielle Leser mit Infos auf speziellen Internetseiten versorgen oder Lesezirkel anbieten und so Gespräche ermög­lichen. Ansonsten kooperieren wir mit Buchcommunities, wo KiWi-Bücher für eine Woche besprochen werden, wollen aber keine eigene KiWi-Buchcommunity neben lovelybooks.de oder vorablesen.de lancieren.

Wie wichtig ist es, dass die Community von Experten-Autoren gefüttert wird?
Wir haben Autoren und Kritiker bewusst mit einbezogen, die Foster Wallace sehr schätzen und Lust hatten, sich an der Gemeinschaftslektüre zu beteiligen und einen Part von etwa 100 Seiten als Einführung zu übernehmen. Generell braucht es aber meiner Meinung nach keine „Experten“, dafür aber verbindliche Erstleser, weil sie die Diskussion anstoßen und am Laufen halten.

Wäre es nicht zielführender, wenn die Diskussion so weit moderiert würde, dass sich auch interessierte Einsteiger zurechtfinden, die nicht vom ersten Tag an mit von der Partie waren?
Ich halte es für nahezu unmöglich, diesen komplizierten Roman mit mehreren Ebenen zwischendurch zusammenzufassen und so neue Leser auf den Stand der Dinge zu bringen. Es wird jedem, der neu auf die Website kommt, wohl nichts anderes übrigbleiben, als einfach selbst mit Lesen anzufangen und darauf basierend einzusteigen.

Was passiert jetzt mit der Website und den Kommentaren?
Die Seite bleibt online und Kommentare kann man weiterhin posten. Wir stellen uns vor, dass sie eine Art Archiv ist für jeden, der den Roman für sich entdeckt. Eine Buchpublikation soll daraus aber nicht entstehen.

Die Fragen stellte Nicole Stöcker

Zur Person: Marco Verhülsdonk
ist Leiter der Online-Kommunikation beim Verlag Kiepenheuer & Witsch. Zusammen mit der Agentur active value wurde am 24. August das Online-Lese-Projekt www.unendlicherspass.de gestartet, das von Literaturkritiker Guido Graf redaktionell betreut wurde. 

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