2005 beobachtete der indische Verleger Naveen Kishore, wie immer mehr Verlagshäuser ihr Glück in Indien suchten. Und wählte den umgekehrten Weg. Er gründete von Kalkutta aus Niederlassungen in New York und London. Heute ist sein Verlag Seagull Books eine der ersten Anlaufstellen für englische Übersetzungen – auch für deutschsprachige Autoren.
Die „Deutsche Welle“ und „Publishing Perspektives“ erzählen seine Geschichte. Die Kurzfassung: Gegründet hat Kishore seinen Verlag vor rund 30 Jahren. Zunächst konzentrierte sich der Verleger vornehmlich auf die Bereiche Theater, Film, Kunst und Musik; später veröffentlichte er auch anthropologische Studien und Kulturdebatten.
Nach 25 Jahren eröffnete er – inspiriert von der weltweiten Aufbruchsstimmung anderer großer Verlagshäuser – Büros in London und New York und kaufte weltweite Rechte für englischsprachige Übersetzungen auf, mit einer Vorliebe für deutsche und französische Titel.
Das Besondere: Kishore selbst spricht weder deutsch noch französisch. Die Titelauswahl stützt er auf das Urteil seiner Übersetzer. „Ich glaube, dass das Verlagsgeschäft eine kollektive Institution ist, die Autoren, Übersetzer und Verleger miteinschließt“, erklärt Kishore gegenüber „Publishing Perspektives“. „Jeder muss Teil des Prozesses sein.“
Auch aus dem Suhrkamp-Programm hat Kishore viele Titel erworben. Kein leichtes Unterfangen, erinnert er sich an die Vorurteile westlicher Verleger. Erst eine Einladung nach Indien änderte die Sichtweise auf die indische Verlagswelt. „Genauso ist es einigen kleineren Verlegern ergangen, die uns mit Hilfe des Goethe-Institutes besuchen konnten. Es ist zwingend notwendig, dass man sich persönlich begegnet, damit sie unsere Lebenswirklichkeit verstehen“, erklärt er.
Heute ist Seagull Books mit einigen hundert veröffentlichten Werken deutscher Autoren in englischer Übersetzung nach eigenen Angaben der größte Anbieter deutschsprachiger Literatur weltweit – mit Autoren wie Jurek Becker, Max Frisch, Peter Handke, Ingeborg Bachmann, Theodor W. Adorno, Heiner Müller und Hans Magnus Enzensberger.
Mehr über den Verlag lesen Sie auf dw.de und auf publishingperspectives.com. Dort ist auch zu erfahren, wie Kishore die Möglichkeiten der Digitalisierung für seinen Verlag nutzen will.
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