Für die ersten verlegerischen Schritte in Deutschland hat Amazon Titel aus dem englischen „Crossing“-Programm ins Deutsche übersetzt (hier mehr). Im Interview zieht Programm-Chefin Sarah Tomashek eine erste Bilanz. Und erklärt, was ihren Verlag von einem traditionellen unterscheidet.
Tomashek hat eine große Affinität zum deutschen Markt: Im College studierte sie deutsche Literatur, später arbeitete sie als Übersetzerin (Deutsch-Englisch) und arbeitete u.a. für die deutsche Firma BMW. 2009 stieß sie zu Amazon.
Der deutsche Markt wird offenbar für US-Verlage wie Amazon Crossing interessanter. Warum?
Wir möchten die Leser mit Amazon Crossing in die Lage versetzen, neue Stimmen zu entdecken, und die Autoren wollen wir darin unterstützen, die breite Leserschaft zu erreichen, die sie mit ihren Büchern verdienen. Wir haben große Erfolge damit gefeiert, deutsche Titel wie Oliver Pötzschs „Hangman’s Daughter“-Serie ins Englische zu übersetzen, und jetzt sind wir gespannt, neue englische Geschichten den deutschen Lesern anzubieten. Die Resonanz war bisher überwältigend. Vier unserer Titel erreichten zwischenzeitlich Platz 1 in der deutschen Kindle-Bestsellerliste: Helen Bryans „Fünf Frauen, der Krieg und die Liebe“ („War Brides“), T.R. Ragans „Im Netz des Spinnenmanns“ („Abducted“), Karen McQuestions „Eine unerwartete Erbschaft“ („Easily Amused“) und Elisa Lorellos „Vorgetäuscht: Liebesroman“ („Faking It“).
Wie finden Sie die Übersetzer?
Auf Basis mehrerer Kriterien wie Erfahrung, frühere Übersetzungen von ähnlichen Titeln und die Qualität einer Probe-Übersetzung.
Wie wählen Sie die Amazon Crossing-Titel aus?
Amazon Crossing nutzt das Kunden-Feedback und andere Daten der Amazon-Seiten weltweit, um herausragende Bücher zu finden, die ein breiteres, globales Publikum verdienen. Dann lesen unsere Lektoren die Bücher und erwägen den Einkauf.
Amazon hat mit den „Kindle Singles“ vor drei Jahren ein kürzeres E-Book-Format erfunden, das viele Nachahmer findet. Wie erklären Sie den Erfolg?
Das „Kindle Singles“-Programm präsentiert fesselnde Geschichten von neuen und bekannten Stimme, die zwischen 5000 und 30.000 Wörtern liegen und zu einem angemessenen Preis verkauft werden. Das ist aus unserer Sicht eine überzeugende Kombination für ein tolles Leseerlebnis.
Wo sehe Sie Unterschiede zwischen Amazon Crossing und einem traditionellen Verlag?
Wir fühlen uns einem autorenzentrierten Verlags-Modell verpflichtet. Das bedeutet, dass wir mit dem Autor beginnen und rückwärts arbeiten. Dies führt zu Entscheidungen, die gelegentlich als nicht-traditionell eingeschätzt werden: beispielsweise, dass wir die Tantiemen monatlich an die Autoren ausschütten, oder dass wir, wenn es sinnvoll ist, sehr schnell veröffentlichen können.
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