Die kalifornische Community „Digital Manga Guild“ übernimmt die Rolle des Verlags; japanische Verleger planen angeblich eine Plattform zum grenzüberschreitenden Download von E-Books (lesen Sie dazu auch den Blog-Beitrag). Sollten derartige Konzepte sich durchsetzen, blieben als Verlierer jene Verlage zurück, die hauptsächlich vom Vertrieb ausländischer Lizenzen leben. Joachim Kaps (Foto), Geschäftsführer von Tokyopop, sieht dennoch keinen Anlass zur Panik.
Wie bewerten Sie die Entwicklungen in Japan und Kalifornien: Wird das klassische Lizenzgeschäft auf Dauer wegbrechen?
Ein Verlag ist ja nicht nur dazu da, ein Buch verfügbar zu machen. Seine Funktionen gehen weit darüber hinaus: Ein Verlag macht Bücher bekannt und hält den Kontakt zum Publikum. Vorstöße im französischen Bereich haben gezeigt, dass es schwer fällt, eine ausländische Zielgruppe von Japan aus zu erreichen. Vor etwa einem Jahr versuchte dort ein großer japanischer Verlag, sein digitales Angebot direkt an Endkunden zu vertreiben. Er scheiterte, weil die französische Zielgruppe nicht von dem Angebot erfahren hat.
Aber ist nicht die Manga-Zielgruppe klein und klar definiert, so dass man sie leicht erreichen kann?
Das kommt auf die Themen an, in einigen Bereichen ist das sicher so. Doch das Manga-Phänomen wird für einen Verlag vor allem dann spannend, wenn er mit einem Titel die eingeschworene Gemeinschaft durchbrechen kann und ein breiteres Publikum anspricht. Nichtsdestotrotz können einige Verlage, gerade was die digitalen Versionen angeht, der Versuchung nicht widerstehen, ihre Partnerverlage in den jeweiligen Ländern zu umgehen.
Wie reagieren Sie darauf?
Wir setzen verstärkt auch auf eigene Lizenzen. Die aus lokaler Feder stammenden Manga sind teilweise sehr erfolgreich und lassen sich durchaus mit japanischen Titeln messen. Außerdem möchten wir attraktivere Buchformen anbieten, die einen Zusatznutzen bieten, den man nicht herunterladen kann.
Wie viel Potential hat das E-Book-Geschäft für Manga?
Nach allem, was ich in den USA sehe, bin ich da zurzeit noch eher verhalten, auch wenn wir uns in diesem Bereich verstärkt engagieren. Wir werden zunächst noch eine Weile mit illegalen digitalen Manga zu kämpfen haben. Wenn eine solch unglaubliche Menge umsonst im Netz zu finden ist, sind kommerzielle Angebote kaum eine Konkurrenz. Da wir trotz dieser großen digitalen Konkurrenz schon seit Jahren gut existieren, verfallen wir jetzt nicht in Panik und sehen das Thema mit der nötigen Gelassenheit.
Die Fragen stellte Lucy Kivelip.
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