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Einkaufsparadiese für Kinder

Der Marktanteil des Kinder- und Jugendbuchs im Buchhandel von gut 10% wächst angesichts des schrumpfenden Gesamtmarkts weiter, was sowohl den Ausbau der Programme durch die Verlage als auch die Vergrößerung der Kinder- und Jugendbuch-Abteilungen durch die Filialisten erklärt. Bei manchen Buchhandlungen ist Kinderbuch sogar Vollprogramm. Beispiele hierfür sind die drei Preisträger des Kinderbuchhandlungspreises 2011 von der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj).

Linnéa Oelfke (Foto l.) und Karin El-Haj (re.) aus der Buchhandlung Heine für Kleine sehen in der Ausstattung und der Atmosphäre des Geschäfts eine Grundvoraussetzung. Folgende Angebote sind aus ihrer Sicht besonders wichtig:

  • kindgerechte Spiel- und Stöbermöglichkeiten auf Augenhöhe auch der Kleineren
  • eine Sitz- und Leseecke für die Größeren und Eltern
  • genügend Platz für mehrere Kinderwagen
  • das passende Sortiment.

Zusätzlich zur Ausgestaltung ihres Ladens (s. Bildergalerie am Ende des Artikels) versuchen die beiden Buchhändlerinnen aus Verden, durch Service- und Veranstaltungsangebote zu überzeugen. Wichtiges Mittel zur Kundenbindung ist der hauseigene Leseclub, dessen Mitglieder alle 14 Tage eine Rezension in der Regionalpresse veröffentlichen dürfen. El-Haj und Oelfke ist dieses Netzwerk sehr wichtig, um den Bezug der Kinder zum Medium Buch zu stärken. Gerade junge Eltern greifen nach ihrer Ansicht vermehrt nach Büchern mit Extras wie Klappen, Schiebern oder Geräuschzusätzen. Dadurch ginge das Bewusstsein für das Buch als solches verloren.

In der Stuttgarter „Kinderfachbuchhandlung“ Naseweis setzt Inhaberin Maike Giebner (Foto) auf einen respektvollen Umgang mit Kindern. Statt an die Eltern adressiert sie eine kinderfreundliche Titelauswahl an die Kleinen selbst. „Ich habe in der Regel jedes Buch, das ich anbiete, vor dem Einkauf gelesen und entscheide dann, was in den Laden, zu meinen Kunden und zu mir passt.“ Weil ihr wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche den Spaß am Lesen entdecken, findet sie auch, dass man die eigenständige Lektürewahl des Kindes unterstützen sollte.

Giebner ärgert sich über Eltern, die sich Neuem verschließen und neben den Klassikern der eigenen Kindheit nichts gelten lassen. Von den Verlagen wünscht sie sich viel mehr lustige, ansprechende Titel, die Jungen und Mädchen gleichermaßen zum Lesen animieren und knappere, übersichtlichere Programme mit höherem Innovationswert.

Wiebke Schlesers (Foto) BuchSegler ist die Spezialisierung auf Kinder- und Jugendliteratur deutlich anzusehen. Ein großes Holzschiff zum Klettern und Entspannen schmückt ihr Geschäft. Die Schaufenster werden von Schülern und Kindergartenkindern gestaltet und auch im Laden lassen sich wechselnde Ausstellungen von Kinderbuchillustratoren bestaunen. Schleser wünscht sich, dass die Anwohner den Laden als Teil eines schönen Lebensraumes sehen und nutzen.

Mit regelmäßigen Veranstaltungen, wie dem monatlichen „Kinder-Kiez-Schmökerabend“, versucht sie, einen Beitrag zur Lesekultur vor Ort zu leisten. Mit Sorge beobachtet die Berliner Buchhändlerin, dass vielen Eltern immer weniger Zeit und Muße bleibt, abends vorzulesen. Daher sieht sie sich selbst in der Pflicht, Kinder für Bücher zu begeistern.

Leseförderung und Kundenbindung gehen bei ihr einher: „Viele meiner ,Kiez-Kinder‘ kennen mich und den BuchSegler aus meiner Zusammenarbeit mit den Kitas und Schulen oder von Lesungen im Holzschiff. Sie grüßen, rufen, wenn sie mich sehen. Das freut mich sehr, denn sie sind meine potenziellen Kunden von morgen.“ Optimistisch blickt sie in die Zukunft des stationären Kinderbuchhandels. Die Nachfrage sei vorhanden, nicht zuletzt, da gerade für Kleinkinder Bücher weiterhin deutlich attraktiver seien als die weniger sinnlichen elektronischen Medien.

Mehr zum Kinder- und Jugendbuchmarkt lesen Sie im aktuellen buchreport.spezial Kinder & Jugendbuch (hier zu bestellen).

Wer sich für den nächsten avj-Kinderbuchhandlungspreis bewerben möchte, kann die Bewerbung bis zum 25. November 2011 beim avj einreichen. In 2012 wird erstmals zusätzlich für die beste Aktion rund um das Kinderhörbuch der Sonderpreis Hörbuch verliehen. Auf den Gewinner wartet eine Hörstation von Nolo mit 100 Hörproben der Mitgliedsverlage der avj.

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