Wie sieht die Kindermedienwelt morgen aus? Welche Medien werden die zukünftigen Generationen nutzen, und welche Herausforderungen bringt die Entwicklung im Bereich elektronische Medien für die klassischen Buchverlage mit sich? Dies waren die Leitfragen des 3. Kindermedienkongresses „App und jetzt? Die Zukunft der Kindermedien zwischen Cash Cow Print und digitaler Innovation“, veranstaltet von der Akademie des Deutschen Buchhandels im Literaturhaus München.
Fest steht: Die Kinder- und Jugendbuchverlage sind, wie die gesamte Branche, mit gewaltigen Veränderungen im Markt konfrontiert – aber welche Angebote für die junge Zielgruppe sich langfristig durchsetzen werden, und welche Vor- und Nachteile die neuen Medienformate mit sich bringen, kann noch niemand so genau abschätzen.
Fest steht auch, so der Tenor der Veranstaltung, dass die äußeren Veränderungen – das sich wandelnde Mediennutzungsverhalten zugunsten von elektronischen Medien, die wachsende Konkurrenz durch neue Vertriebswege – auch in den Verlagshäusern zum Umdenken führen müssen. „Ein Verlag muss heutzutage nach Stoffen suchen, die in verschiedenen Medienformaten funktionieren“, betonte Paula Peretti, Verlagsleiterin Kinder- und Jugendbuch bei Boje und Baumhaus (Bastei Lübbe).
Unternehmensberater Ehrhardt F. Heinold stellte heraus, dass die Verlage „ihre internen Strukturen aufbrechen müssen.“ Seine Empfehlung: eine Projektkultur verankern, sich stärker an den Bedürfnissen der Kunden orientieren.
Kids in virtuellen Lesewelten
Mit ihrem Blick auf die Märkte in Großbritannien und den USA lieferte die Autorin und Beraterin Louise Carleton-Gertsch einen Eindruck davon, was bereits möglich ist. Als Beispiel für ein innovatives digitales Format nannte sie etwa die iPad-App „Fairy Magic“, mit der die Kinder dank der iPad-Kamera in die Fantasiewelt eintauchen können (Stichwort „3D enchanted reality“). Als Beispiel für erfolgreiche Projekte von Verlagen führte sie Scholastic und Mindshapes auf, die Kinder mit virtuellen Lesewelten („Storia“ bzw. „Magic Town“) erreichen.
Ob solche Modelle aber auf dem deutschen Markt erfolgreich wären, daran zweifelt Carleton-Gertsch: „Die Eltern sind hier deutlich zurückhaltender.“ Dass Verlage Eltern aber ebenso wie Kinder für digitale Produkte gewinnen können, davon ist Till Weitendorf überzeugt. Der Geschäftsführer von Oetinger stellte das Projekt „Tiger Books“ vor, einen digitalen Buchladen, der im kommenden Jahr gelauncht werden soll. „Wir müssen neue Vertriebswege eröffnen“, so Weitendorf.
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