Wo kaufen die Kunden von morgen? Nicht nur der stationäre Einzelhandel in Innenstadtlagen beschäftigt sich mit der Frage, wie er die Herausforderung durch Online-Handel und E-Commerce meistern soll. Auch die Entwickler und Betreiber von Shopping-Centern suchen nach Konzepten, um für die Kunden attraktiv zu bleiben. Auf der Internationalen Ladenbau-Messe Euroshop hat jetzt auf Einladung des Interessenverbandes German Council of Shopping-Centers (GCSC) eine Expertenrunde diskutiert, wie Center und stationärer Handel sich künftig aufstellen müssen.
Die Ausgangsthese des GCSC-Vorstandsvorsitzenden Stephan Jung (im Bild rechts), dass Shopping-Center als Handelsformat die „klassische Funktion der alten Marktplätze“ in den Städten ergänzen und „wo nötig gar ersetzen“ können, wird zumindest durch den aktuellen Zustands vieler Einkaufszentren relativiert: Beinahe jedes zweite deutsche Shopping-Center muss modernisiert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) im Auftrag des – auch im Revitalisierungs-Geschäft aktiven – Shopping-Center-Entwicklers Sonae Sierra durchgeführt hat. GMA-Manager Raimund Ellrott (links), der die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung präsentierte, sieht erheblichen Handlungsbedarf:
- Von 414 Einkaufszentren (Bestand bis Ende 2009) müssen 199 Objekte mit einer Gesamtmietfläche von 5,2 Mio qm restrukturiert und renoviert werden. Das Investitionsvolumen für bauliche oder strukturelle Änderungen wird auf 2,5 Mrd Euro geschätzt.
- In Ostdeutschland besteht der höchste Revitalisierungsbedarf, aber auch in NRW sind viele Center überaltet. Die Standorte liegen dabei vor allem Klein- und Mittelstädten, während Metropolen nur einen geringen Anteil ausmachen.
- Die meisten der revitalisierungsbedürftigen Center befinden sich in Stadtteillagen und auf der „grünen Wiese“, während die Innenstadtstandorte wertstabiler und besser positioniert sind.
Dass auch „Grüne-Wiese-Standorte“ sehr wettbewerbsfähig sein können, betont Sonae-Sierra-Geschäftsführer Thomas Binder (zweiter von links) mit Verweis auf das Loop5 in Weiterstadt, wo der Durchschnittsbon mit 31 Euro pro qm höher sei als in allen anderen Centern der Gruppe. Einig war er sich mit ECE-Geschäftsführer Klaus Striebich (zweiter von rechts) darin, dass der stationäre Handel längst nicht mehr nur eine Verteilfunktion erfüllt, sondern „Erlebnismomente“ bieten muss.
Thema Nachhaltigkeit: Mehr Licht, weniger Energie
Im Ladenbau bleibt Nachhaltigkeit das bestimmende Thema: Auf der Euroshop haben die Organisatoren dem Interesse des Einzelhandels an Fragen rund um nachhaltiges Bauen und Einrichten erstmals mit einer Sonderschau, dem „ECO-Park“, Rechnung getragen. Bis Mittwoch präsentierten in Düsseldorf über 2000 Aussteller aus 53 Ländern ihre Licht- und Ladenbau-Lösungen auf 107000 qm.
Im Zentrum stand die Beleuchtung, ein Bereich, in dem am meisten auf Umweltverträglichkeit geachtet wird. Um den Energieverbrauch zu senken, kommen verstärkt LEDs zum Einsatz. Die Maßnahmen zur Energieoptimierung haben nach den Ergebnissen des vom EHI Retail Institute vorgelegten „EHI Ladenmonitor 2011“ das Gesamtbudget des Handels für Bau und Einrichtung seiner Ladengeschäfte auf rund 6,1 Mrd Euro deutlich nach oben getrieben (2006: 5,1 Mrd).
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