Andreas Steinhöfel über »Krummer Hund« von Juliane Pickel

Andreas Steinhöfel (Foto: privat)

Der Kinderbuchautor Andreas Steinhöfel erhält die Auszeichnung Jahres-Luchs 2020 von „Zeit“ und Radio Bremen für „Rico, Oskar und das Mistverständnis“ (Carlsen). Er empfiehlt den Titel eines anderen Preisträgers im Kinderbuch.

„‚Krummer Hund‘ hieß letztes Jahr noch ‚Der Unfall‘: ein loser Stapel Papier, eingereicht für den Peter-Härtling-Preis. Als Jurymitglied durfte ich ihn mitauszeichnen, tatsächlich war dies ein Privileg. Juliane Pickels Romanerstling ist so gut, dass ich ihn zum Erscheinen in Buchform – neuer Titel, großartig passendes Cover – erneut gelesen habe. Warum? Weil ‚Krummer Hund‘ so vieles so anders macht. Seine Dramaturgie, klassische Regeln unterlaufend, ist von erfrischender Heimtücke.

Die Welt des 15-jährigen Daniel (Hund gestorben, Papa auch tot, Mutter beziehungsunfähig) wird durch einen tödlichen Autounfall auf den Kopf gestellt – war jemand, den Daniel kennt, der Fahrer? Gewissheiten stürzen ein, Bilder von dunkler Poesie, der Psychologie des widerwilligen Helden eng auf den Leib geschrieben, begleiten die Erzählung. Der Boden unter Daniels Füßen wird immer glatter, bis (neben seinem herrlich trockenen Humor) nur noch Paradoxe ihn retten können: Sicherheit durch Instabilität. Und Wärme durch das Ertragen von Kälte.“

Juliane Pickel: Krummer Hund, 264 S., 14,95 €, Beltz, ISBN 978-3-407-75875-0