Der Schriftsteller Arno Geiger, vielfach ausgezeichnet, u.a. 2005 als erster Preisträger des Deutschen Buchpreises und zuletzt 2018 mit dem Joseph-Breitbach-Preis, empfiehlt „Logis in einem Landhaus“ von W. G. Sebald. Der 2001 verstorbene Sebald, der im englischsprachigen Raum populärer ist als in Deutschland, porträtiert in dem Essayband Außenseiter der Literatur.
Geigers Einschätzung: „Sebald, ein Autor des sprachlich Umständlichen und des Auftrumpfens, schreibt in diesen Essays mit großem Einfühlungsvermögen über Autoren, die als Meister des Einfachen in die Literaturgeschichte eingegangen sind, J. P. Hebel und Gottfried Keller. Ganz großartig ist auch Sebalds Essay über Robert Walser, den größten Verkleinerungskünstler der deutschsprachigen Literatur. Robert Walsers Prosa zeichnet sich durch fast unheimliche Flüchtigkeit aus, beinahe jeder Satz versucht den vorherigen vergessen zu machen. Robert Walser ist ein Künstler des Verschwindens, der existenziellen Luftigkeit und dadurch geradezu ein Antipode zum immer gravitätischen, vergänglichkeitsbesessenen Sebald. Und genau für den Luftmenschen Walser hat Sebald ein hervorragendes Gespür, ganz großartig, sehr erhellend. Sebalds Essay über Rousseau hingegen ist – fast zwangsläufig – schwach, dort trifft Eitelkeit auf Eitelkeit.“
W. G. Sebald, „Logis in einem Landhaus“, 240 S.,19,90 €, Hanser, ISBN 978-3-446-19503-5
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