Christian Ruzicska hat mit dem Secession Verlag den Berliner Verlagspreis gewonnen. Er empfiehlt James Baldwin:
„Wir befinden uns örtlich in Paris, zeitlich in den 50er-Jahren. David, ein Amerikaner, dessen Verlobte abgereist ist, trifft auf Giovanni, einen jungen, eher ärmlichen Mann italienischer Herkunft. Die Begegnung entfacht Leidenschaft. Das Drama ist vorgezeichnet, logisch bis zum bitteren Ende.
Warum dieses Buch heute lesen? Ganz abgesehen davon, dass hier auf unfassbar genaue Art seelische Prozesse beleuchtet werden, fasziniert mich für unsere Zeit etwas ganz anderes. Hier wagte ein Schriftsteller afroamerikanischer Herkunft über die Liebe zwischen zwei, ja, weißen (sic!) Männern zu schreiben und mit dem Wiederauftauchen der jungen, ebenfalls weißen Frau auch noch ganz nebenbei zu zeigen, wie Frauenfeindlichkeit entsteht.
Wir lesen hier eine äußerst tragische Liebesgeschichte, ja, wir lesen aber vor allem die psychologisch wie stilistisch mit Meisterschaft verfasste Erzählung eines Menschenkenners, der in seinem Leben sehr genau hingeschaut haben muss, um all die Tiefe dessen schildern zu können. Für mich ein Werk, das all jene, die auf allen möglichen Kanälen über Sprache, Gender und Political Correctness reden, mehr als nur dreimal lesen sollten. Das Buch tut allen gut.“
James Baldwin Giovannis Zimmer, 208 S., 12 €, dtv, ISBN 978-3-423-14791-0
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