Der Rechtsprofessor und frühere Bundesverfassungsrichter Dieter Grimm, der in diesem Jahr mit dem Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur ausgezeichnet wurde, hat zur Vorbereitung auf die Dankansprache – zum ersten Mal – Fallerslebens „Unpolitische Lieder“ gelesen: „Sie sind alles andere als das, was der Titel vorgibt. Sie sind hochpolitisch. Erschienen 1840 und 1842 bei Hoffmann und Campe in Hamburg, fanden sie reißenden Absatz und natürlich auch die Aufmerksamkeit der Zensur. Mehrfach wurden sie verboten, desto mehr aber gesungen.“
Seine aktuelle Lektüre ist ein Buch des Soziologen Hans Joas, „Die Macht des Heiligen“ (Suhrkamp 2017): „Ich bin auf das Buch in einer Diskussionsveranstaltung mit dem Autor aufmerksam geworden und war danach überzeugt, dass die Lektüre sich lohnen würde. Der überraschende ‚Coupʻ des Buches ist, dass es das Sakrale vom Religiösen trennt. ‚Sakralʻ ist bei Joas ein offener Begriff, er kann religiös gefüllt werden, aber auch anders. Das eröffnet ganz neue Verständnismöglichkeiten, nicht nur des ‚Sakralenʻ, sondern auch zwischen sonst sprachlosen Gruppen mit verschiedenen oder entgegengesetzten Vorstellungen von dem, was ihnen ‚heiligʻ ist.“
Hans Joas, „Die Macht des Heiligen“, 527 S., 35,00 €, Suhrkamp, ISBN 978-3-518-58703-4
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