Die Schriftstellerin und Übersetzerin Esther Kinsky hat den erstmals vergebenen W.-G.-Sebald-Literaturpreis für ihren Text „Kalkstein“ gewonnen. Außerdem erhält sie den Deutschen Preis für Nature Writing. Sie selbst empfiehlt die Lektüre von „Der Kadaverräumer“:
„Der Roman besteht aus dem nervösen, sprunghaften Monolog eines jungen Mannes aus Novi Sad, der sich an den Jugoslawienkrieg erinnert. Gequält von einer Darmerkrankung und immer wieder heimgesucht von Anfällen abgrundtiefer Traurigkeit, berichtet er von seiner Zeit bei den Kadaverräumern, die verendete Tiere von den Straßen beseitigen mussten. Die Beschreibung dieser Kriegshandlungen streifenden Tätigkeit ist Anlass für das aus Splittern gefügte Panorama einer sich unter dem Einfluss des martialischen Nationalismus rapide wandelnden Gesellschaft, die alle Gewohnheiten humanen Umgangs miteinander und mit der Welt ringsum aufgibt und verroht. Ein Prozess, der einhergeht mit der Fixierung auf brutale Maskulinität und Nationalität. Abgerissenheit und Gewalt sind Merkmale der Sprache als Ausdruck einer tiefen Verstörung, die eine Generation prägt. Ein sehr kunstvoll komponierter, sprachlich schonungsloser Text, der sich mit der Bereitschaft zur Verwerfung ethischer Werte auseinandersetzt.“
Zoltán Danyi: Der Kadaverräumer, 251 S., 24 €, Suhrkamp, ISBN 978-3-518-42835-1
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