Die Übersetzerin Eveline Passet hat den Paul-Celan-Preis 2020 für ihr Gesamtwerk erhalten, insbesondere für ihre Arbeit am ersten Band der Tagebücher von Michail Prischwin. Sie empfiehlt im Buchtipp der Woche die Miniaturensammlung „Kurze Entfernung aus dem Gespräch” von Raimund Petschner:
„‚Warum rührt das Einfahren schwerer Lkw in die Tiefe eines Fährenbauchs, mit all dem metallischen Poltern, Gerassel und dumpfem Hall, dies Eintauchen von Ungetümen in ein anderes, noch viel größeres Ungetüm, an einen kindlichen Nerv des Glücks?‘, schreibt Raimund Petschner. Es ist wohl dieser Nerv, der beim Lesen seiner Miniaturen immer neu berührt wird. Wie denn – angesichts einer von Krisen, Beschleunigung und unverstandener Innovation geschüttelten Welt? Sich selbst bei aller Disruption nicht aus der Welt schütteln zu lassen – das ist es, was mit Petschners Prosaminiaturen versucht wird und gelingt; zumindest kommt es in der Leserin – bei mir – so an. Dabei ist dies kein Trostbuch, sondern eines der hellwachen, prekären Balance. Es geht um Liebe und Lkw, Einkauf und Essen, Kino, Verzweiflung, geheime Wege, breite Straßen; es kann um beinahe jedes Thema gehen und geht – vom Kleinen aus – ums Ganze. Übrigens: Der Ungetüme-Text könnte ohne Weiteres der Sammlung entstammen, ist jedoch ganz neu. Regelmäßig verschickt der Autor Texte an einen Kreis von Interessierten.“
Raimund Petschner: Kurze Entfernung aus dem Gespräch, 198 S., 24 €, PalmArtPress, ISBN 978-3-96258-028-5
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