Die Kulturjournalistin und Kunsthistorikerin Kia Vahland ist Jurysprecherin des Deutschen Sachbuchpreises. Die mit insgesamt 42.500 Euro dotierte Auszeichnung soll am 14. Juni verliehen werden. Vahland empfiehlt unterdessen an dieser Stelle einen Titel ihrer belletristischen Lektüre:
„Lea Singer wagt sich an die Form der historisierenden Ich-Erzählung; sie schreibt ihren Roman ‚La Fenice‘ (Kampa Verlag 2020) aus der Perspektive einer Venezianerin der Renaissance. Giulia del Moro, genannt La Zaffetta, will etwas erleben, und sie möchte sich so wenig wie möglich unterordnen. Protegiert vom Publizisten und Gesellschaftslöwen Aretino kommt sie als Kurtisane zu Ansehen – bis ein zurückgewiesener Freier sie aus Rache von mehreren Männern vergewaltigen lässt und öffentlich verhöhnt. Dieses Ereignis ist verbürgt, nicht aber, wie es La Zaffetta damit erging.
Singer gibt der entrechteten jungen Frau Haltung und Stimme zurück. Das könnte anachronistisch wirken, doch die Autorin hat präzise recherchiert, nutzt ergiebig die verfügbaren historischen Quellen und führt uns und La Zaffetta schließlich mit gutem Grund in Tizians Atelier. Mit Sprachgewalt und Feingefühl schildert Singer exemplarisch, was die widerständige Energie des Menschen in scheinbarer aussichtsloser Lage vermag.“
Lea Singer: La Fenice, 304 S., 23 €, Kampa, ISBN 978-3-311-10027-0
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